Spirit Airlines, einst als Hoffnungsträger der Reisebranche nach der Pandemie angesehen, hat am Montag Insolvenzschutz nach Chapter 11 beantragt. Die Fluggesellschaft aus Florida, bekannt für ihre spartanischen Angebote, kämpfte in den letzten Jahren mit einem sich wandelnden Geschäfts- und Betriebsumfeld. Die Spekulationen über Spirits Zukunft nahmen bereits im Januar zu, als ein 3,8 Milliarden Dollar schwerer Fusionsdeal mit JetBlue Airways von einem Bundesrichter blockiert wurde. Laut Analysten ist jedoch festzustellen, dass der nun gestellte Insolvenzantrag schon länger absehbar war. Vor der Pandemie setzte Spirit Maßstäbe im Markt, indem man preisbewusste Reisende anzog und größere Anbieter zwang, selbst günstigere Angebote zu entwickeln. Die Strategie einer höchsten Auslastung der Flotte und vermehrter Sitzplätze trug entscheidend zu den neun Jahren zweistelliger operativer Margen bis 2020 bei. Doch die globale Gesundheitskrise veränderte das operative Umfeld und die Reisemuster grundlegend, woraufhin Spirit Schwierigkeiten hatte, sich anzupassen. Das Konsumverhalten hat sich in den letzten zwei Jahren stark geändert: Konsumenten mit mittleren und höheren Einkommen bevorzugen vermehrt Full-Service-Airlines, während Inflationsdruck die Kaufkraft einkommensschwacher Haushalte beeinträchtigt hat. Trotz eines ausgebauten Streckennetzes und einer Erhöhung der Kapazität um 27 Prozent seit 2020 musste Spirit höhere Schulden von über 2 Milliarden Dollar in Kauf nehmen. Die Analysten fordern, dass Spirit und ähnliche Anbieter ihre Expansionspläne verlangsamen sollten. Steigende Lohnkosten und Probleme mit den Triebwerken von RTX's Pratt & Whitney verschärfen die Situation weiter. Spirit musste in der ersten Jahreshälfte 82 Prozent seiner Einnahmen in nicht-brennstoffbedingte Betriebskosten investieren, ein Anstieg von 22 Prozentpunkten seit 2019. Währenddessen profitieren Full-Service-Anbieter wie Delta und United von der hohen Nachfrage nach Premiumkabinen und Langstreckenflügen. United gab bekannt, dass die Buchungen zu europäischen Zielen im Vergleich zu letztem Jahr um nahezu 10 Prozent, und im Vergleich zu 2019 um fast 30 Prozent gestiegen sind. Im Juni kündigte Spirit seine Ambitionen an, in den gehobenen Reisemarkt einzusteigen und durch ein Rebranding als höherwertiger Anbieter bis zu 13 Prozent mehr Umsatz pro Fluggast zu generieren.