In einer bemerkenswerten Nachrichtensituation hat Jerome Powell, Vorsitzender der US-Notenbank, sich jüngst zurückhaltend dazu geäußert, ob er nach Ablauf seiner Amtszeit im Mai 2026 im Gremium der Zentralbank verbleiben wird. Bei einer Veranstaltung in Dallas wich Powell der Frage geschickt aus, ob er in die Tradition von Marriner Eccles treten würde, der als letzter Vorsitzender des Fed bis 1951 ohne Führungsrolle im Gremium weitermachte.
Powell bekräftigte lediglich seine Absicht, seine derzeitige Amtszeit als Vorsitzender vollständig zu absolvieren, bevor er weitere Entscheidungen träfe. Während Powells Amtszeit als Mitglied des Board of Governors erst im Januar 2028 endet, bleibt seine künftige Rolle dennoch ungewiss.
Die Diskussionen wurden zusätzlich durch Vorschläge angeheizt, die im Umfeld von Donald Trumps potenzieller zweiter Präsidentschaft gemacht wurden. Scott Bessent, im Gespräch für das Amt des Finanzministers, hatte die Idee eingebracht, frühzeitig einen Nachfolger für Powell zu nominieren. Diese Strategie könnte Powells Einfluss schwächen, indem eine Art „Schatten-Fed-Vorsitz“ geschaffen würde, der bereits richtungsweisende Geldpolitik im Sinne Trumps vertritt. Bessent hat diese Idee jedoch inzwischen verworfen.
Solche Überlegungen werfen Fragen zur Unabhängigkeit der US-Notenbank auf – insbesondere in Anbetracht Trumps Neigung, etablierte Normen zu hinterfragen. Traditionell erfolgt eine Nachfolgeregelung fürs Vorsitzamt rund drei bis vier Monate vor Ablauf der Amtszeit, sodass der Nominierungsprozess den Wechsel nahtlos gestaltet, ohne dabei den amtierenden Vorsitzenden in seiner Autorität zu untergraben. Dies praktizierten auch Trump mit der Ernennung Powells 2017 und Präsident Joe Biden bei dessen Wiederernennung 2021.