19. Mai, 2024

Märkte

Spekulanten wetten vermehrt gegen das britische Pfund – Zinssenkungen durch die Bank of England erwartet

Spekulanten wetten vermehrt gegen das britische Pfund – Zinssenkungen durch die Bank of England erwartet

Im Sog schwächerer Wirtschaftsdaten und einer abnehmenden Inflationsrate im Vereinigten Königreich verstärken Investoren ihre Short-Positionen auf das britische Pfund. Die Erwartungen richten sich zunehmend darauf, dass die Bank of England (BoE) die Zinssätze schneller und früher senken könnte als die US-Notenbank Federal Reserve, was die Position des Pfunds gegenüber dem US-Dollar unter Druck setzt. Der Kurs des britischen Pfunds fiel in diesem Jahr bereits um 1,5 Prozent gegenüber dem Dollar, was teilweise auf die Erwartungshaltung der Märkte zurückzuführen ist.

Gemäß den Daten der US Commodity Futures Trading Commission haben Wetten auf einen Kursverfall des Pfunds ein 16-Monats-Hoch erreicht. Nicht nur Hedgefonds, sondern auch Vermögensverwalter wie State Street, eine der größten Depotbanken der Welt, ziehen sich verstärkt aus Sterling-Positionen zurück. Laut Michael Metcalfe, dem Leiter der Makrostrategie bei State Street, haben Investoren ihre Annahmen über die Synchronität der Zentralbankbewegungen überdacht und richten ihre Portfolios zunehmend gegen das britische Pfund.

Die Verlagerung der Markterwartungen hin zu einer früheren Zinssenkung durch die BoE ist eine Folge des stärker als erwarteten Wirtschaftswachstums in den USA. Hier haben robuste Daten den Glauben an eine baldige Zinssenkung durch die Fed gedämpft. Diese Entwicklung steht im Kontrast zu den Daten aus dem Vereinigten Königreich, wo die Inflationsraten hinter den Prognosen zurückblieben. Marktteilnehmer rechnen nun fast sicher mit einer Senkung der UK-Zinssätze bis zum 1. August.

Dabei hat sich die Erwartungshaltung erst kürzlich gedreht, als noch im März Daten aus dem UK eine höhere Inflation als in den USA auswiesen. Doch die überraschend starken US-Wirtschaftsdaten haben die Wahrscheinlichkeit einer Zinssenkung durch die Fed bis Ende Juli auf ein Drittel verringert, während die BoE nun eine fast 50-prozentige Chance auf eine Senkung bis Juni aufweist.

Die Analysten erwarten bei der nächsten Sitzung des BoE-Monetary Policy Committees trotzt der Aussicht auf Beibehaltung der aktuellen Zinssätze von 5,25 Prozent eine eher dovish (zur Zinssenkung neigende) Haltung. Tomasz Wieladek, leitender Europa-Ökonom bei T Rowe Price, interpretiert die Daten dahingehend, dass eine Unterschreitung des Inflationsziels in zwei bis drei Jahren wahrscheinlich erscheint, was weitere Zinssenkungen rechtfertigen und die Markterwartungen hierfür verstärken würde.

Bis Jahresende könnten nun mindestens zwei Zinssenkungen um je einen Viertelprozentpunkt durch die BoE erfolgen, während für die Fed maximal zwei Senkungen erwartet werden. Dieser Wechsel in der Prognoselandschaft spiegelt sich auch in der Bewegung von Staatsanleihen wider - die Renditen sowohl von 10-jährigen US-Treasuries als auch von britischen Gilts stiegen seit Jahresbeginn um circa 0,6 Prozentpunkte.