20. Mai, 2024

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Spekulanten Wetten Aufsteigend: Europas Gaspreise Faszinieren Investoren

Spekulanten Wetten Aufsteigend: Europas Gaspreise Faszinieren Investoren

Investoren prognostizieren eine angespannte Versorgungslage bei europäischem Gas und lösen damit die höchsten Aufwärts-Wetten der letzten zwei Jahre aus. Fondsgesellschaften haben ihre Netto-Long-Positionen an der europäischen Hauptgasbörse auf beachtliche 96,4 Terawattstunden ausgebaut, was bei heutigen Marktpreisen einem Gegenwert von etwa 30 Milliarden Euro entspricht. Diese Daten teilte die Intercontinental Exchange am Mittwoch mit. Noch nie seit dem Kriegsausbruch in der Ukraine im Februar 2022, als Russland seine Pipelinegaslieferungen nach Europa stark kürzte, waren die Bullen derart dominant im Markt.

Seither sind die Gaspreise zwar erheblich gefallen, da Europa Verbrauch reduzierte und Alternativen zu russischen Importen suchte, was die Speicher nahezu auf Rekordniveau brachte. Doch resultiert daraus eine gestiegene Abhängigkeit Europas vom volatilen weltweiten Markt für verflüssigtes Erdgas (LNG).

In den Vereinigten Staaten und Australien, beides wichtige LNG-Produzenten, gab es bereits Ausfälle. Seit dem Beginn des Gaza-Krieges im Oktober, der Sorgen um LNG-Transporte im Roten Meer aufkommen ließ, verstärken Fonds ihre Netto-Long-Positionen. Im letzten Jahr passierte dort 13 Prozent der europäischen LNG-Lieferungen.

Tom Marzec-Manser, Leiter der Gasanalyse bei der Beratungsfirma ICIS, verwies auf die strategische Relevanz zweier Meerengen – Bab al-Mandab und die Straße von Hormus – für den LNG-Transport.

Das europäische Gasbarometer stand am Mittwoch bei etwa 30 Euro pro Megawattstunde – deutlich unterhalb des Höchststands von über 300 Euro/MWh im Sommer 2022, aber immer noch über den vor der Krise üblichen 10 bis 20 Euro/MWh.

Trotz zuversichtlicher Speicherfüllungen in der EU von 63,8 Prozent warnen Marktanalysten vor möglichen weiteren Preisschwankungen, besonders angesichts einer jüngst wieder angestiegenen Gasnachfrage.

Morgan Stanley hebt hervor, dass die 'grundlegende Gasnachfrage' im April um 8 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat gestiegen ist.

Die Zukunft der noch verbleibenden russischen Pipeline-Lieferungen, die über die Ukraine in die EU kommen – derzeit circa 5 Prozent der EU-Versorgung – bleibt unsicher. Kiew plant, das Auslaufende Transitabkommen mit Moskau nicht zu verlängern.