In Österreich läuft alles auf eine potenzielle Regierungskoalition zwischen der FPÖ und der ÖVP hinaus, nachdem turbulente Verhandlungen die politische Landschaft verändert haben. Bundespräsident Alexander Van der Bellen plant ein Gespräch mit FPÖ-Chef Herbert Kickl, um über die zukünftige Regierungsbildung zu beraten. Obwohl Kickl nicht sofort beauftragt wurde, bleibt die ÖVP offen für eine Koalition mit der FPÖ, was die historische Möglichkeit eröffnet, dass die FPÖ zum ersten Mal den Kanzler stellt.
Herbert Kickl, der sich als "Volkskanzler" präsentierte, ist bekannt für seine freundlichere Haltung gegenüber Russland und seine harte Migrationspolitik. Die FPÖ hatte vor drei Monaten die Parlamentswahl mit rund 29 Prozent für sich entschieden, was ihr eine komfortable Ausgangsposition verschafft. Das Scheitern der Dreier-Gespräche zwischen ÖVP, SPÖ und Neos hat den Weg für eine wahrscheinliche FPÖ-ÖVP-Koalition geebnet. Auch bilaterale Gespräche zwischen ÖVP und SPÖ verliefen ergebnislos.
Nach diesem Scheitern kündigte Kanzler Karl Nehammer seinen Rücktritt an, da er eine Zusammenarbeit mit Kickl ausschloss. Christian Stocker, der bisherige Generalsekretär der ÖVP, wurde als kommissarischer Parteichef benannt und betonte die Bereitschaft der Partei, offen für Verhandlungen mit der FPÖ zu sein. Der Wirtschaftsflügel der ÖVP, der eine Annäherung an die FPÖ begrüßt, scheint sich durchgesetzt zu haben.
Das Comeback des ehemaligen Kanzlers Sebastian Kurz wurde zwischenzeitlich erwogen, doch dieser entschied sich, seine Unternehmerlaufbahn fortzusetzen. Bundespräsident Van der Bellen, der ursprünglich eine Dreier-Koalition ohne FPÖ bevorzugte, legt nun den Fokus auf eine stabile Regierung. Sollte es zu keinen Gesprächen zwischen FPÖ und ÖVP kommen, bleiben Neuwahlen als mögliche Alternative. Meinungsforscher prognostizieren, dass die FPÖ bei einer Neuwahl stärker abschneiden würde.
Erfolgreich konnte die FPÖ nach der Ibiza-Affäre Zustimmung zurückgewinnen und hat mittlerweile in mehreren Bundesländern Regierungsverantwortung übernommen. Mit Landtagswahlen in Burgenland und Wien in Sichtweite, rechnet die FPÖ in beiden Regionen mit erheblichen Zugewinnen.