Nach einem spannenden Wahlkrimi hat die SPD unter Hamburgs Erstem Bürgermeister Peter Tschentscher ihre Stellung als stärkste Kraft behauptet, obwohl sie empfindliche Einbußen hinnehmen musste. Damit bleibt die seit 2015 bestehende rot-grüne Koalition in der Hansestadt wohl auf Kurs, auch wenn die Regentschaft auf weniger soliden Füßen als zuvor steht. Als Herausforderer tritt die CDU selbstbewusst auf, muss jedoch möglicherweise weiterhin mit der Oppositionsbank Vorlieb nehmen.
Nach den Prognosen von ARD und ZDF fiel die SPD auf 33,5 bis 34,5 Prozent zurück, während die Grünen unter Katharina Fegebank ebenfalls Einbußen verzeichnen und sich mit 17,5 bis 20 Prozent begnügen müssen. Die CDU hingegen konnte ihren Stimmenanteil auf 19,5 bis 20 Prozent steigern und somit ihren tiefen Punkt der letzten Wahl überwinden. Auch die Linke und die AfD zeigen sich nach der Wahl gestärkt.
FDP und das Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) verfehlten die Fünf-Prozent-Hürde dagegen klar und bleiben außerhalb des Parlaments. Dieses Mal bestimmten Hamburgs drängendste Probleme den Wahlkampf: Verkehrschaos, Wohnraummangel und die wirtschaftliche Entwicklung der Hafencity. Auch die Themen Migration und lokale Wirtschaftspolitik spielten eine bedeutende Rolle.
Regierungschef Tschentscher hatte bereits vor der Wahl eine Fortsetzung der rot-grünen Regierung als Favoritenszenario ausgegeben und bleibt diesem Kurs treu. Eine Koalition mit der CDU ist rechnerisch zwar möglich, jedoch zweifelt Tschentscher an deren Regierungsfähigkeit. Eine Allianz mit den Linken ist ausgeschlossen, während eine Alleinregierung eine ferne Wunschvorstellung bleibt.
Hamburg hat den sozialen Wind der Scholz-Zeit hinter sich gelassen und die SPD muss sich neu orientieren. Dennoch sieht sich die Partei in der Hansestadt weiterhin in einer der stärksten Positionen des Landes. Trotz Verlusten bleibt das rot-grüne Modell lebendig.