Die Diskussion um die Kanzlerkandidatur in der SPD nimmt Fahrt auf, als Parteichef Lars Klingbeil vor voreiligen Schlussfolgerungen warnt. Trotz der beeindruckend hohen Beliebtheitswerte von Verteidigungsminister Boris Pistorius stellt Klingbeil klar, dass ein einfacher Wechsel von Kanzler Olaf Scholz zu Pistorius kein Allheilmittel für die Partei sei. "Es ist erfreulich, dass Boris Pistorius als überaus populär gilt und seine Rolle als Verteidigungsminister hervorragend erfüllt", betont Klingbeil im Gespräch mit dem "Handelsblatt". Dennoch sei es ein Trugschluss zu glauben, dass allein ein Personalwechsel die Partei in neue Höhen führen werde. Pistorius selbst habe seinen Rückhalt für Scholz bekräftigt und wünsche sich dessen erneute Kandidatur. Diese deutliche Positionierung soll der SPD nun den nötigen Antrieb verleihen, geschlossen in den "Kampfmodus" zu schalten, wie Klingbeil ausführt. Ganz vorne mit dabei müsse Scholz stehen, um sowohl die parteiinternen Mitglieder als auch die breite Öffentlichkeit zu überzeugen. Die Partei wolle ein Programm entwickeln, das die arbeitende Mitte, Rentner und Familien anspricht, um Vertrauen zurückzugewinnen. Unterstützung für Scholz als Kanzlerkandidat 2025 kommt weiterhin von der Partei- und Fraktionsspitze. Dennoch haben die jüngsten Entwicklungen nach der Auflösung der Ampel-Koalition zu wachsender Skepsis an der Parteibasis geführt, die das Potenzial der SPD bei den geplanten Neuwahlen im Februar hinterfragen.