Die Vorstellung eines geizigen, Scrooge-ähnlichen Ruheständlers, der sein Vermögen hortet, statt es im Alter zu genießen, ist leider keine reine Fiktion. Sie ist bittere Realität für zahlreiche Senioren. Laut der Lebenszyklushypothese sollte dies eigentlich nicht der Fall sein. Ein finanziell abgesicherter Ruheständler sollte sein Einkommen kontinuierlich genießen können, ohne seine Konsumgewohnheiten grundlegend zu verändern.
Etwa ein Viertel der Ruheständler reduziert jedoch seine Ausgaben im Ruhestand. Besonders schwerwiegend ist dieses Problem bei jenen, die auf ihre eigenständigen Ersparnisse angewiesen sind, während Personen mit garantierten Einkommensquellen wie Renten oder Sozialleistungen eher dazu neigen, ihr Einkommen auch tatsächlich auszugeben.
Ein Erklärungsansatz sieht darin eine natürliche Verringerung der Ausgaben im Ruhestand – weniger Arbeitskosten, mehr Zeit für selbstgemachte Aktivitäten und vielleicht sogar eine abbezahlte Hypothek. Ein anderer Ansatz beleuchtet psychologische Hürden: Vor dem Ruhestand dominiert die Unsicherheit über das zukünftige Einkommen, was spontane Ausgaben fördert. Im Ruhestand jedoch wird Verlustangst stärker, da das Einkommen fest steht und eigene Ersparnisse beansprucht werden. Hierbei werden mögliche Verluste in der Zukunft als schwerwiegender wahrgenommen als der kurzfristige Konsumrausch.
Jeder Ruhestandler ist jedoch einzigartig und unterschiedliche Erklärungen mögen je nach persönlicher Lebenssituation zutreffen. Eine regelmäßige Überprüfung der eigenen Ausgaben im Alter könnte helfen, mit den Herausforderungen besser umzugehen.