Inmitten von Verdis "Macbeth" an der Deutschen Oper verwandelte sich eine Aufführung unerwartet in ein politisches Protestereignis. Thaisen Rusch, ein Mitglied des Chors, unterbrach die Vorstellung, um das Publikum auf die geplante Kürzung des Berliner Kulturhaushalts um 130 Millionen Euro im kommenden Jahr aufmerksam zu machen. Diese Sparmaßnahmen würden, so Rusch, Berlins Kulturszene erheblich und langfristig schädigen und forderte die Zuschauer auf, eine entsprechende Petition zu unterzeichnen. Diese leidenschaftliche Ansprache ist Teil eines breiteren Aufschreis in der Hauptstadt, die von Kürzungen in Höhe von drei Milliarden Euro betroffen ist, um die angeschlagenen öffentlichen Finanzen zu sanieren. Künstler und Kulturschaffende befürchten, dass diese Einschnitte Berlins Ruf als kulturelles Aushängeschild Europas gefährden könnten. Der Bürgermeister von Berlin, Kai Wegner, erklärte vor dem Abgeordnetenhaus, dass die bisherigen Regierungen den steigenden Ausgaben seit 2019 nicht entgegengewirkt hätten. Trotz der geplanten Kürzungen soll der Haushalt im nächsten Jahr jedoch ein Rekordniveau von 40 Milliarden Euro erreichen. Allerdings sind fast alle Bereiche von den Sparmaßnahmen betroffen, von Verkehr bis zur Hochschulbildung. Das Kunstbudget hat die Katze jedoch besonders aus dem Sack gelassen, da die Kulturszene einen wesentlichen Beitrag zur Anziehungskraft der Stadt leistet. Während große Institutionen wie das Deutsche Theater und die Schaubühne nach einer öffentlichen Gegenreaktion etwas Aufatmen konnten, tragen vor allem unabhängige Gruppen und freischaffende Künstler die Hauptlast der Einschnitte. Künstler wie der britische Jazzpianist Mark Pringle sind besorgt, dass die Vielfalt der kulturellen Ausdrucksformen leidet. Berlins Kulturminister Joe Chialo appellierte an die Kreativen, private Sponsorings in Erwägung zu ziehen. Die Diskussion über Berlins Identität dauert an, denn viele fürchten, dass die Stadt sowohl ihren Charme als auch ihre Attraktivität zu verlieren droht.