Bitcoin bei der Sparkasse? Ein Tabu fällt
Lange galten die deutschen Sparkassen als Bastion der Vorsicht, wenn es um neue Technologien und spekulative Finanzprodukte ging. Doch jetzt könnte ein Umdenken bevorstehen.
Der Gesamtvorstand des Deutschen Sparkassen- und Giroverbands (DSGV) berät in dieser Woche über ein Angebot für den Handel mit Kryptowährungen wie Bitcoin. Sollte der Beschluss positiv ausfallen, würde dies einen Paradigmenwechsel bei den konservativen Finanzinstituten einleiten.
Vom Risiko zur Chance: Warum die Sparkassen umdenken
Noch vor anderthalb Jahren hatte der DSGV den Handel mit Kryptowährungen entschieden abgelehnt. Die damalige Begründung: Sparkassen sollten ihre Kunden vor unkalkulierbaren Risiken schützen.
Doch die Zeiten haben sich geändert. Der Bitcoin-Kurs hat sich in diesem Jahr mehr als verdoppelt und notiert derzeit bei knapp 97.000 Dollar. Zudem wächst das Kundeninteresse an digitalen Währungen stetig – auch, weil die EU mit der Mica-Richtlinie klare Rahmenbedingungen geschaffen hat.
Die Regulierungsfortschritte stärken das Vertrauen in den Kryptomarkt und könnten die Sparkassen nun dazu bewegen, eine neue Strategie zu verfolgen. „Wir orientieren uns bei der Entwicklung neuer Angebote stets an den Bedürfnissen der Kunden“, teilte der DSGV mit. Insider berichten, dass der Verband bereits an einem Konzept für den Einstieg in den Kryptohandel arbeitet.
Konkurrenz drängt voran
Während die Sparkassen noch zögern, haben andere Banken längst Fakten geschaffen. Die Volks- und Raiffeisenbanken bereiten ein eigenes Angebot vor, das auf einer Zusammenarbeit mit der Börse Stuttgart basiert. Kunden können dort bereits seit 2019 Kryptowährungen handeln. Auch die Commerzbank hat im vergangenen Jahr eine Kryptoverwahrlizenz erhalten und bietet ihren Kunden seit 2024 den Handel an.
Die Sparkassen riskieren, den Anschluss zu verlieren, wenn sie ihre Zurückhaltung beibehalten. Schon 2021 schätzte der DSGV, dass Kunden der Sparkassen gut zwei Milliarden Euro bei externen Kryptoanbietern investiert hatten. Diese Gelder könnten künftig direkt in den Instituten verwaltet werden – ein klarer Vorteil für Kundenbindung und zusätzliche Einnahmen.
Ein vorsichtiger Einstieg
Noch ist nicht entschieden, ob die Sparkassen tatsächlich in den Kryptohandel einsteigen. Der DSGV plant zunächst, eine konzeptionelle Grundlage zu schaffen. Eine konkrete Umsetzung könnte frühestens 2025 erfolgen. Der Weg wäre dann frei für eine eigene Plattform, die den Kunden eine sichere und benutzerfreundliche Möglichkeit bietet, Kryptowährungen zu handeln.
Die Vorteile liegen auf der Hand: Durch das Angebot könnten die Sparkassen jüngere und digitalaffine Kunden ansprechen, die oft bei spezialisierten Anbietern wie Coinbase oder Binance investieren. Gleichzeitig könnten sie ihre Expertise in der sicheren Verwahrung von Vermögenswerten nutzen, um sich von der Konkurrenz abzuheben.