Die deutschen Sparkassen haben trotz der wirtschaftlichen Abkühlung 2024 erneut ein starkes Ergebnis eingefahren. Mit einem Gesamtgewinn von fast 16 Milliarden Euro kommen sie beinahe an ihr Rekordergebnis aus dem Vorjahr heran. Die 343 Sparkassen im Land erwirtschafteten einen Vorsteuergewinn von 7,3 Milliarden Euro, dazu flossen 8,3 Milliarden Euro in Vorsorgereserven.
Milliardengewinne trotz schwacher Konjunktur
Sparkassenpräsident Ulrich Reuter zeigte sich zufrieden mit der Bilanz: „Die Sparkassen zeigen mit dem Ergebnis 2024 erneut ihre Stabilität und wirtschaftliche Kraft.“ Tatsächlich stehen die öffentlich-rechtlichen Geldhäuser besser da als viele Privatbanken.
Zum Vergleich: Die Deutsche Bank, Deutschlands größte Bank, kam 2024 nur auf einen Vorsteuergewinn von 5,3 Milliarden Euro. Auch die Steuerzahlungen der Sparkassen lagen mit 4,7 Milliarden Euro deutlich höher als die der Konkurrenz.
Dass sich die Sparkassen so gut halten, liegt vor allem an den gestiegenen Zinsen. Höhere Kreditmargen und ein solides Privatkundengeschäft sorgten für stabile Erträge. Zudem sind Sparkassen regional stark verankert und können sich auf ihre treue Kundschaft verlassen.
Doch es gibt auch kritische Punkte, die das Geschäftsmodell zunehmend unter Druck setzen.

Zinsprobleme und verhaltene Kundenrenditen
Einer der umstrittensten Punkte bleibt die Verzinsung von Kundeneinlagen. Während die Banken von steigenden Kreditzinsen profitieren, kommen diese Zinsgewinne nur bedingt bei den Sparern an. Sparkassen zahlen im Schnitt deutlich geringere Zinsen als bundesweit aktive Banken.
Vor allem beim Tagesgeld sind die Unterschiede gravierend: Während Direktbanken oft Zinssätze von 3 Prozent oder mehr anbieten, bleiben Sparkassen-Kunden häufig unter dieser Marke.
2023 hatten die Sparkassen zudem in großem Stil Zinszertifikate verkauft, die von ihren Spitzeninstituten Deka, LBBW und Helaba emittiert wurden. Die Renditen dieser Produkte lagen oft deutlich unter denen regulärer Festgeldangebote am Markt. Zwar reagierten die Sparkassen auf die Kritik und verbesserten die Konditionen, doch viele Kunden bleiben skeptisch.
Personalnot: Sparkassen brauchen 120.000 neue Mitarbeiter
Ein weiteres Problem ist der wachsende Fachkräftemangel. Bis 2035 müssen die Sparkassen rund 120.000 neue Mitarbeiter einstellen, um ihre Filialen und Beratungsangebote aufrechtzuerhalten. 2024 wurden bereits 11.000 neue Kräfte eingestellt, doch das reicht langfristig nicht aus.
Die demografische Entwicklung setzt die Geldhäuser zunehmend unter Druck. Vor allem in ländlichen Regionen fehlen junge Bewerber, um ausscheidende Fachkräfte zu ersetzen.
Viele Sparkassen versuchen daher, mit flexiblen Arbeitszeitmodellen und neuen digitalen Angeboten attraktiver für Nachwuchskräfte zu werden. Doch ob das ausreicht, bleibt fraglich.
Investitionspaket der Regierung: Chance oder Risiko?
Die Sparkassen begrüßen das geplante Finanzpaket der Bundesregierung, das Investitionen von 500 Milliarden Euro in die Infrastruktur vorsieht. „Das ist ein positives Signal, weil es die wirtschaftliche Entwicklung stabilisiert“, so Sparkassenpräsident Reuter. Allerdings sieht er auch Risiken: „Investitionskredite müssen zu einem höheren Leistungsniveau führen, nicht nur zu mehr Konsum.“
Die Kritik daran: Wenn sich der Staat weiter verschuldet, könnte das mittelfristig zu neuen Haushaltsproblemen führen. Für Banken bedeutet das eine größere Unsicherheit in der Kreditvergabe, vor allem für Mittelständler, die auf stabile Finanzierungsbedingungen angewiesen sind.
Erfolg mit Schattenseiten
Die Sparkassen stehen wirtschaftlich gut da, doch die Herausforderungen wachsen. Niedrige Sparzinsen, Fachkräftemangel und der wachsende Wettbewerbsdruck setzen die öffentlich-rechtlichen Banken unter Druck. Das Finanzpaket der Regierung könnte die Lage kurzfristig stabilisieren, birgt aber auch Risiken.
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