19. September, 2024

Politik

Spannungen zwischen Israel und Hisbollah nehmen zu: Ein Blick auf die aktuelle Lage

Spannungen zwischen Israel und Hisbollah nehmen zu: Ein Blick auf die aktuelle Lage

Die Wahrscheinlichkeit eines größeren militärischen Zusammenstoßes zwischen Israel und der libanesischen Schiitenmiliz Hisbollah steigt. Israels Verteidigungsminister Joav Galant betonte gegenüber dem US-Vermittler Amos Hochstein, dass ein militärischer Einsatz notwendig sei, um die Rückkehr der geflüchteten israelischen Bürger in den Norden des Landes sicherzustellen. Israels Sicherheitskabinett hat die Rückkehr der Bewohner als eines der Kriegsziele gegen die im Gazastreifen agierende Hamas erklärt, die mit der Hisbollah verbündet ist.

Bisher zählten die Zerstörung der militärischen Fähigkeiten der Hamas sowie die Freilassung aller Geiseln und die Gewährleistung der Sicherheit Israels von Bedrohungen aus Gaza zu den Hauptzielen Israels. Die proiranische Hisbollah hat ihre Angriffe auf Israel seit Beginn des Gaza-Krieges verstärkt und plant, diese bei einer Waffenruhe zu beenden.

Israel strebt an, dass sich die Hisbollah-Milizen wieder nördlich des Litani-Flusses, 30 Kilometer von der israelischen Grenze entfernt, zurückziehen. Diese Regelung wurde bereits 2006 in einer UN-Resolution festgelegt, jedoch hat sich die Hisbollah seitdem allmählich wieder in das Grenzgebiet zurückgeschlichen. Der Druck auf Ministerpräsident Benjamin Netanjahu, den Vertriebenen die Rückkehr in ihre Heimatorte zu ermöglichen, wächst. Viele rechtsorientierte Israelis fordern die Wiedererrichtung der israelischen Sicherheitszone im Süden Libanons.

Die US-Regierung bemüht sich derweil, die Gespräche über eine Waffenruhe im Gaza-Konflikt wiederzubeleben. US-Außenminister Antony Blinken ist nach Ägypten gereist, um die Bemühungen um eine Waffenruhe und die Freilassung der Geiseln voranzutreiben. Blinken wird dort bis Donnerstag Gespräche mit ägyptischen Regierungsvertretern führen. Die USA fungieren zusammen mit Ägypten und Katar als Vermittler zwischen Israel und der Hamas, während Blinken diesmal allerdings nicht nach Israel reisen wird.

Israels Verteidigungsminister Galant erklärte, dass eine diplomatische Lösung im Konflikt mit der Hisbollah in weite Ferne gerückt sei, da die Miliz sich weigert, den Konflikt zu beenden. Auch Premierminister Netanjahu bekräftigte, dass eine grundlegende Veränderung der Sicherheitssituation im Norden notwendig sei, damit die Einwohner der Grenzregion zurückkehren könnten.

US-Vermittler Hochstein hatte die israelischen Spitzenpolitiker vor den Risiken eines größeren Krieges gewarnt, der die gesamte Region betreffen könnte. Ein Sprecher des US-Außenministeriums betonte, dass eine diplomatische Lösung der beste Weg sei, um die Sicherheit auf beiden Seiten der Grenze zu gewährleisten.

Die Hisbollah verfügt derzeit über rund 150.000 Raketen, Drohnen und Marschflugkörper. Ein offener Krieg würde nicht nur Israel treffen, sondern auch den wirtschaftlich und politisch angespannten Libanon stark belasten.

Der iranische Präsident Massud Peseschkian beschuldigte Israel, den Iran in einen regionalen Krieg verwickeln zu wollen. Dabei verwies er auf die Tötung des Auslandschefs der Hamas, Ismail Hanija, in Teheran. Er bekräftigte, dass der Iran nicht nach Atomwaffen strebe, jedoch seine Verteidigungsfähigkeit aufrechterhalten müsse.

Seit dem Gaza-Krieg vor fast einem Jahr droht ein Flächenbrand in der Region. Auslöser des Krieges war ein Massaker am 7. Oktober, bei dem mehr als 1.200 Menschen in Israel durch Terroristen der Hamas und anderer extremistischer Gruppen getötet wurden. Seitdem sind nach Angaben der Hamas über 41.000 Menschen in Gaza ums Leben gekommen.