In einer bemerkenswerten Wendung der Ereignisse hat die Ukraine, bestärkt durch neu gewonnene Langstreckenraketenfähigkeiten, eine Militärbasis auf russischem Boden angegriffen. Diese Eskalation kommt zu einem Zeitpunkt, an dem sich der Krieg in der Ukraine seinem 1.000. Tag nähert. Moskau reagierte prompt mit verschärften Drohungen eines nuklearen Gegenschlags auf konventionelle Angriffe und versetzte damit die Märkte in Aufregung.
Investoren, die den Kriegsalltag bisher ausgeblendet hatten, suchten vermehrt Schutz in sicheren Anlagen. Der Zuzug nordkoreanischer Truppen zur Unterstützung der russischen Streitkräfte hat bereits vorher die Spannungen erhöht und den Druck auf die Ukraine und ihre Verbündeten verstärkt.
Die Aussicht auf eine mögliche Wiederkehr Donald Trumps ins Weiße Haus im Januar, der versprochen hat, den Krieg schnell zu beenden, hat die Dringlichkeit für die Ukraine erhöht. Präsident Wolodymyr Selenskyj fordert verstärkt Waffenlieferungen, während die Biden-Regierung Kiew noch vor ihrem Amtsende umfangreiche Unterstützung gewährt. Unterdessen berichtete Bundeskanzler Olaf Scholz nach einem Telefonat mit Putin von dessen mangelndem Interesse an Kompromissen.
Eine Expertin des Carnegie Russia Eurasia Center, Tatyana Stanovaya, sprach von einer gefährlichen Zuspitzung. Sie sieht darin eine Taktik Putins, westliche Führer vor die Wahl zwischen einem nuklearen Konflikt oder einer Einigung zu russischen Bedingungen zu stellen.
Die nervöse Stimmung unter Investoren führte zu einem Einbruch der Renditen auf 10-jährige US-Staatsanleihen um bis zu sieben Basispunkte sowie einem Rückgang der entsprechenden deutschen Anleihen um elf Basispunkte. Auch auf den Währungsmärkten machte sich die Unsicherheit bemerkbar, indem der japanische Yen und der Schweizer Franken an Wert gewannen.
Zusammen mit anderen Staatsoberhäuptern der G20 trafen Biden und Scholz zu einem Gipfel in Rio de Janeiro zusammen. Gastgeber, Präsident Luiz Inácio Lula da Silva, versuchte die Debatten über die Kriege in der Ukraine und Gaza zu unterbinden und den Fokus auf Klima und Armut zu lenken. Sein mitunter chaotisches Management sorgte jedoch für Spannungen unter den Teilnehmenden.