06. September, 2024

Politik

Spannungen spitzen sich zu: Israelischer Luftangriff im Jemen nach Drohnenattacke

Spannungen spitzen sich zu: Israelischer Luftangriff im Jemen nach Drohnenattacke

Ein israelischer Luftangriff in der jemenitischen Hafenstadt Hudaida hat die Ängste vor einem regionalen Krieg weiter verstärkt. Dieser Einsatz erfolgte als Reaktion auf eine tödliche Drohnenattacke der proiranischen Huthi-Miliz in Tel Aviv. Laut Angaben der von der Miliz kontrollierten Gesundheitsbehörde kamen bei dem Angriff mindestens sechs Menschen ums Leben, über 80 wurden verletzt, und drei Personen gelten als vermisst. Große Teile des strategisch wichtigen Hafens am Roten Meer standen in Flammen.

Die israelische Luftwaffe reagierte auf den Vorfall in Tel Aviv, bei dem eine aus dem Jemen kommende Kampfdrohne einschlug, einen Mann tötete und acht weitere verletzte. Mehrere israelische Kampfjets waren am Angriff auf Hudaida beteiligt. Kurz nach dem Überraschungsangriff fing Israels Raketenabwehr eine Boden-Boden-Rakete aus dem Jemen ab, nachdem zuvor Raketenalarm im Raum der südisraelischen Hafenstadt Eilat ausgelöst worden war. Dies wurde von Militärangaben bestätigt.

Israelische Medien interpretierten die Attacke auf Hudaida, das mehr als 1700 Kilometer entfernt liegt, als eine deutliche Botschaft an Iran. Eine Eskalation in Richtung eines Angriffs Israels auf iranische Atomanlagen erschien vor diesem Hintergrund erneut wahrscheinlicher.

Der iranische Außenministeriumssprecher Nasser Kanaani warnte vor einem regionalen Krieg, während Israels Premierminister Benjamin Netanjahu vom Abwehrkampf gegen Irans „Terrorachse“ sprach. Netanjahu forderte die internationale Gemeinschaft auf, Sanktionen gegen den Iran zu maximieren. Kanani hingegen machte Israel und seine Unterstützer, darunter die USA, für die Folgen des Gaza-Kriegs und die Angriffe auf den Jemen verantwortlich.

UN-Generalsekretär António Guterres äußerte sich besorgt über die Gefahr einer weiteren Eskalation und appellierte an alle Parteien, Zurückhaltung zu üben. Gleichzeitig bestätigten Sprecher der Huthi-Miliz den israelischen Angriff auf zivile Einrichtungen im Jemen.

Netanjahu betonte, dass der Gegenschlag im Jemen eine Antwort auf die monatelangen Angriffe auf Israel sei, und verwies auf die Rolle des Hafens Hudaida als Einfuhrstätte für iranische Waffen. Er unterstrich, dass die Huthi-Miliz ein Teil der iranischen „Achse des Bösen“ sei, ebenso wie Hamas und Hisbollah.

Unterdessen sprach US-Verteidigungsminister Lloyd Austin mit seinem israelischen Amtskollegen Joav Galant über den Drohnenangriff und sicherte Israel die uneingeschränkte Unterstützung zu. Netanjahu plant zudem ein Treffen mit US-Präsident Joe Biden und eine Rede vor dem US-Kongress, um die militärischen Maßnahmen Israels zu erläutern.

Gleichzeitig demonstrieren in Israel Tausende für ein Ende des Gaza-Kriegs und die sofortige Freilassung von Geiseln. Inmitten der Proteste gegen seine Auslandsreise hält Netanjahu daran fest, am Dienstag nach den USA zu fliegen, um die israelische Position weiter zu vertreten.

Im Jemen bereitet sich die Huthi-Miliz auf einen langen Krieg vor. Ihr Militärsprecher Jahja Sari bekundete Solidarität mit den Palästinensern und bestätigte fortgesetzte Angriffe auf Ziele in Israel und Handelsschiffe in der Region.