Rund einen Monat nach dem Attentatsversuch auf Komil Allamjonov, den ehemaligen Pressesprecher des usbekischen Präsidenten, bleibt ein Schlüsselverdächtiger weiterhin für die Strafverfolgungsbehörden unauffindbar. Der Verdächtige hat sich nach Südkorea abgesetzt, doch bisher gibt es von den Behörden beider Länder keine Auskünfte zum Stand der Ermittlungen. In Usbekistan selbst hat eine weitreichende Untersuchung zur Festnahme von vier Personen geführt, die in Verbindung zu dem Angriff stehen sollen. Doch die Offiziellen schweigen bislang und haben weder ein Motiv noch weitergehende Informationen preisgegeben. Die lokale Presse ist angehalten, nur das zu berichten, was die Regierung veröffentlicht. Während seiner Zeit als Pressesprecher setzte sich Allamjonov entscheidend für die Pressefreiheit ein und ermöglichte ausländischen Medien wieder den Zugang zum Land. Beobachter sehen den Angriff als Zeichen der anhaltenden Auseinandersetzungen zwischen reformorientierten Kräften wie Allamjonov und den alten sowjetischen Strukturen in der Regierung, die den Reformen skeptisch gegenüberstehen. Es wird spekuliert, dass das Attentat potenziell eine Warnung an andere Reformer sein könnte, die ähnliche Ansichten vertreten. All dies, zusammen mit dem Mangel an Informationen seitens der usbekischen Behörden und dem flüchtigen Verdächtigen, nährt die Sorgen, dass die Ermittlungen möglicherweise nicht transparent oder glaubwürdig durchgeführt werden. Die meisten Beteiligten des Vorfalls haben Verbindungen zur gegenwärtigen oder früheren Regierung Usbekistans, und viele stehen zudem in gegenseitigem Kontakt. Allamjonov, mittlerweile 40 Jahre alt, steht seit dem Vorfall unter strenger, bewaffneter Bewachung. Im September gab er seinen Regierungsposten auf und war zum Zeitpunkt des Angriffs ohne Sicherheitsvorkehrungen unterwegs. Das Attentat, bei dem auf ihn und seinen Fahrer geschossen wurde, blieb glücklicherweise ohne Verletzte. Während seiner Regierungszeit arbeitete Allamjonov eng mit Saida Mirziyoyev zusammen, der Tochter des usbekischen Präsidenten Shavkat Mirziyoyev und der Nummer zwei in der Regierung. Beide führten die Reformbewegung an, die darauf abzielte, die demokratischen Rechte im Land zu erweitern, und repräsentierten oft die Regierung gegenüber ausländischen Delegationen. Saida Mirziyoyevs jüngere Schwester, Shahnoza, ist mit Otabek Umarov, dem Leiter des präsidialen Sicherheitsdienstes, verheiratet. Berichten zufolge hat sich das Verhältnis zwischen Allamjonov und Umarov verschlechtert, jedoch wurden bislang keine weiteren Zusammenhänge zwischen umarov und dem Attentat festgestellt. Eine ohnehin komplexe Angelegenheit scheint seit dem Attentatsversuch immer neue, mysteriöse Wendungen zu nehmen.