Die internationale Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen erhebt schwere Vorwürfe gegen die israelische Armee und radikale Siedler im Westjordanland. In einem aktuellen Bericht wird eine dramatische Zunahme der Gewalt gegen Palästinenser seit Beginn des Gazakriegs im Oktober 2023 thematisiert. Seitdem sind im Westjordanland 870 Palästinenser getötet und über 7.100 verletzt worden. Diese Zahlen untermauern den Bericht, der den Titel „Schaden zufügen, Versorgung verweigern“ trägt.
Besonders kritisch sieht Ärzte ohne Grenzen die Blockade der Gesundheitsversorgung durch Israel. Patienten in lebensbedrohlichen Zuständen erreichen die Krankenhäuser nicht, oft werden ihre Rettungsfahrzeuge an Checkpoints gestoppt. Dabei berichten die Helfer auch von Übergriffen auf medizinisches Personal und systematischen Durchsuchungen von Gesundheitseinrichtungen.
Die Situation verschlechtert sich nicht nur durch die Armeeaktionen, sondern auch durch die zunehmenden Angriffe radikaler Siedler. Aus Angst vor Gewalt vermeiden viele Palästinenser, sich im Westjordanland zu bewegen. Die Weltgesundheitsorganisation WHO dokumentierte bereits 657 Angriffe gegen medizinische Einrichtungen in der Region innerhalb weniger Monate.
Trotz der kritischen Berichte verteidigt Israel seinen Militäreinsatz als notwendigen Kampf gegen den Terror, insbesondere gegen die islamistische Hamas, die Unterstützung aus dem Iran erhält. Man versuche, Zivilisten bestmöglich zu schützen, doch die humanitären Helfer betonen, dass die Situation besonders in abgelegenen Gebieten für chronisch Kranke dramatisch ist.
1967 eroberte Israel im Sechstagekrieg unter anderem das Westjordanland, in dem heute rund 700.000 israelische Siedler unter etwa drei Millionen Palästinensern leben — ein Dauerbrennpunkt im komplexen Nahostkonflikt, der fortlaufend für Spannungen sorgt.