Investmentstrategen warnten seit dem Angriff der Hamas auf Israel im letzten Oktober vor einer möglichen Ausweitung des Konflikts im Nahen Osten, der die weltweite Ölversorgung beeinträchtigen und die globale Wirtschaft erschüttern könnte. Während die Märkte bis dato ruhig reagierten und Ölpreise weitgehend stabil blieben, hat sich mit dem jüngsten Raketenangriff Irans auf Israel die Marktstimmung geändert. Ölpreise begannen zu steigen, insbesondere nach Aussagen von Präsident Biden, der andeutete, dass Gespräche über eine Unterstützung eines israelischen Angriffs auf Irans Ölanlagen im Gange seien. Dies führte zu einem bemerkenswerten Anstieg der Brent-Ölpreise, dem globalen Ölmaßstab. Ehemalige Citi-Analystin Tina Fordham bemerkte, dass Investoren nun vermehrt den Nahen Osten im Blick hätten und eine „Konstellation von Risiken“ entstünde, die auf einen unsicheren wirtschaftlichen Kurs hindeutet. Die nächste Entscheidung Israels wird mit Spannung erwartet, da ein Angriff auf Irans Öl- oder Nuklearinfrastruktur den Konflikt weiter verschärfen könnte. Ronald Temple von Lazard Financial bezeichnete das Risiko als bedeutend genug, um verschiedene Szenarien, von einem umfassenden Konflikt bis zu friedlichen Lösungen, in Betracht zu ziehen. Wirtschaftlich sind die Ölpreise der größte Risikofaktor. Iran produziert 2 Prozent des Weltölangebots und könnte durch eine Blockade der Straße von Hormus, durch die 20 Prozent des weltweiten Erdöls transportiert werden, eine noch größere Bedrohung darstellen. Trotz der zunehmenden Ölverfügbarkeit und Produktionssteigerungen in anderen Ländern könnten regionale Konflikte dennoch das Ölangebot stärker beeinträchtigen als die verfügbare Reservekapazität, so Matt Gertken von BCA Research. Ein Anstieg der Ölpreise könnte zudem die Inflation anheizen, was potenziell die Zinsen beeinflussen könnte. Experten von Capital Economics sehen ein Wachstum von über 90 Dollar pro Barrel als kritisch für Zentralbanken an; Brent liegt aktuell bei 78 Dollar. Händler und Energieunternehmen ergreifen bereits Maßnahmen, um sich abzusichern, erklärt Michael Brown von der australischen Brokerage Pepperstone. Der politische Einfluss des Konflikts auf die bevorstehenden US-Wahlen ist für Unternehmen von besonderer Bedeutung. Die bisherige Tendenz der Märkte, geopolitische Risiken zu ignorieren, könnte sich ändern, insbesondere wenn die Spannungen weiter zunehmen. Laut Quincy Krosby von LPL Financial lautet das Motto an den Handelsplätzen bisher: „Es ist nicht wichtig, bis es wichtig ist.“ Nun bleibt abzuwarten, wie weit die Situation eskaliert.