Der jüngste Besuch von US-Außenminister Antony Blinken in Japan könnte kaum brisanter sein. Während Blinken die enge wirtschaftliche und sicherheitspolitische Partnerschaft zwischen den Vereinigten Staaten und Japan lobte, sorgte eine kontroverse Entscheidung von Präsident Joe Biden für Turbulenzen: Die Einstufung von Japans Nippon Steel als nationales Sicherheitsrisiko durch die USA hat Wellen geschlagen. In einem vertraulichen Gespräch mit Premierminister Shigeru Ishiba und Außenminister Takeshi Iwaya in Tokio, erklärte Blinken, dass die amerikanische und japanische Wirtschaft eng verflochten seien. „Wir sind die größten Investoren in den Wirtschaften des jeweils anderen“, so Blinken. Die Zusammenarbeit beim Aufbau widerstandsfähigerer Lieferketten und der Sicherheit kritischer Mineralien zeuge von der gegenseitigen Abhängigkeit. Dennoch lastet Bidens Entscheidung, Nippon Steel den Kauf von US Steel Corp. aus Sicherheitsgründen zu verwehren, schwer auf den Gesprächen. Bemerkenswert ist, dass Blinken auf Fragen zu diesem Thema nicht reagierte, was auf eine ungewohnte Spannung zwischen den sonst engen Verbündeten hindeutet. Laut dem japanischen Außenministerium tauschten Iwaya und Blinken Ansichten über die vorgeschlagene Transaktion aus und betonten die Bedeutung der wirtschaftlichen Beziehungen zwischen Japan und den USA. Unterdessen zeigt sich Nippon Steel unbeirrt, da der Vorstandsvorsitzende Eiji Hashimoto erklärte, man gebe die geplante Übernahme nicht auf. In einem rechtlichen Schlagabtausch reichten sowohl Nippon Steel als auch US Steel Klagen ein, um die Übernahme zu retten. Öffentlich halten sowohl Blinken als auch Iwaya an der Betonung der Stärke der bilateralen Beziehungen fest, die durch eine bedeutende US-Militärpräsenz gestützt werden. Die Spannungen in Bidens Führungsteam über den Deal sind ebenfalls bemerkenswert. Berichten zufolge haben sowohl Blinken als auch Sicherheitsberater Jake Sullivan dem Präsidenten Alternativvorschläge unterbreitet, um den Deal unter bestimmten Bedingungen zu erlauben. Diese interne Uneinigkeit fügt eine weitere Ebene zur komplexen Dynamik der Beziehungen zwischen den beiden Nationen hinzu.