Der umstrittene Einzelhandelsmogul Mike Ashley erhebt erneut schwere Vorwürfe gegen Boohoo und beschuldigt das Unternehmen der "offensichtlichen Heuchelei", während er sich auf eine entscheidende Abstimmung der Aktionäre vorbereitet, um nächste Woche einen Sitz im Vorstand zu erobern. In einem Brief an die Aktionäre von Boohoo – dem bereits fünften in den letzten Wochen – drängt die Frasers Group, zu der Ashley gehört, die Investoren, die Pläne des Milliardärs zu unterstützen. Diese streben an, gemeinsam mit dem Umstrukturierungsexperten Michael Lennon zwei Sitze im Vorstand des angeschlagenen Fast-Fashion-Händlers zu gewinnen.
Frasers ist mit einem Anteil von 28 Prozent der größte Aktionär von Boohoo und möchte dementsprechend Einfluss gewinnen, um das angeschlagene Unternehmen wieder auf Kurs zu bringen. Ashleys Vorstoß stellt ihn gegen Mahmud Kamani, den Vorsitzenden von Boohoo, der die Forderungen des Milliardärs bisher kategorisch abgelehnt hat. Ein Scheitern in der Abstimmung wäre für Ashley, der wiederholt die Unterstützung der Fondsmanager in der City gesucht hat, potenziell beschämend.
In dem jüngsten Schreiben argumentiert Ashley, dass nur er und Lennon Boohoo zurück in die Gewinnzone führen könnten, und warnt davor, dass eine Ablehnung der Pläne bei der Abstimmung am 20. Dezember weiteren Wertverlust für alle Aktionäre mit sich bringen würde. Boohoo weist diese Vorschläge konstant zurück und verweist auf Interessenkonflikte zwischen den beiden Detailhandelsriesen. Prominente Stimmrechtsberater wie ISS und Glass Lewis empfehlen ebenfalls, gegen den Plan zu stimmen.
Frasers wiederum unterstreicht in ihrem Brief vom Donnerstag die "offensichtliche Heuchelei" Boohoos, da ein weiterer Direktionsmitglied ebenfalls bei einem konkurrierenden Unternehmen tätig ist. Frasers bot an, rechtlich bindende Verpflichtungen in Governance-Fragen einzugehen, vermied jedoch das Versprechen, keine weiteren Aktien bei Boohoo zu erwerben. Sollte Frasers den Anteil auf über 30 Prozent erhöhen, würde dies eine förmliche Übernahme nach sich ziehen.
In dem Brief heißt es weiter: "Aktionäre haben Geld verloren, und es gibt berechtigte Enttäuschung und Misstrauen gegenüber der aktuellen Führung, insbesondere gegenüber Herrn Kamani. Mit den Ernennungen von Herrn Ashley und Herrn Lennon bietet sich Boohoo die Chance, ein wertvolles und profitables Unternehmen zu werden."
Bereits zu Wochenbeginn warf Ashley Boohoo-Gründer vor egoistisch zu handeln und das derzeitige Management habe ein "katastrophales Durcheinander" angerichtet, das die Aktien des Unternehmens seit 2019 um 90 Prozent fallen ließ. Boohoo bestehen darauf, dass die Aktionäre ihre eigene glaubwürdige Sanierungsstrategie unterstützen sollten und bezichtigen Ashley, möglicherweise das Unternehmen destabilisieren zu wollen.