Zwei Wochen vor dem politischen Showdown zur Bundestagswahl trafen Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und Friedrich Merz (CDU), seines Zeichens Unions-Kanzlerkandidat, in einem intensiv geführten TV-Duell aufeinander. Hauptthemen der lebhaften Auseinandersetzung waren die Strategie im Umgang mit der AfD sowie die Migrationspolitik, doch auch Wirtschafts-, Finanz- und Sozialpolitik boten reichlich Zündstoff.
Journalisten sowie Zuschauer zeigten sich uneins darin, einen eindeutigen Sieger zu küren. Eine Befragung der Forschungsgruppe Wahlen ergab ein Patt, was die Chancen für eine künftige Zusammenarbeit der Kontrahenten nicht ausschließt.
Ökonomische Experten wagten eine Deutung des verbalen Schlagabtauschs. Carsten Brzeski von der ING Bank hob hervor, dass Merz sich unter Journalisten-Druck offen zeigte, die Schuldenbremse zu einem späteren Zeitpunkt zu überdenken, was für eine mögliche Koalition mit Scholz Raum ließe.
Auch Holger Schmieding von der Berenberg Bank konstatiert, dass herausragende Sieges verwehrt blieben. Selbst bei einem schwächelnden Umfragebild von CDU/CSU darf Merz optimistisch bleiben. Eine Koalition könnte großen fiskalischen Spielraum gewinnen, insbesondere durch Reformen sozialer Ausgaben, Anpassungen in der Energiepolitik und Kapitalzufluss zu halbstaatlichen Institutionen wie der KfW oder Bahn. Auf EU-Ebene könnte die Bereitschaft steigen, gemeinsamen Kreditaufnahmen für besondere Zwecke, wie die Unterstützung der Ukraine, zu erwägen.
Michael Heise von HQ Trust zeichnet ein nüchternes Bild der wirtschaftlichen Lage. Die Standortattraktivität hat gelitten, Handelskonflikte und die Konkurrenz aus China verschärfen den Handlungsbedarf. Nachhaltige wirtschaftliche Impulse verlangen umfassende Korrekturen, da Einsparpotenziale allein nicht ausreichen werden. Dringend notwendige Investitionen könnten durch Sonderbudgets finanziert werden müssen.