Der italienische Bankensektor sieht sich aktuell mit aufregenden Entwicklungen konfrontiert, nachdem UniCredit eine überraschende Übernahmeofferte für Banco BPM vorgelegt hat, die sowohl den Finanzmarkt als auch die Regierung in Rom in Aufruhr versetzt hat. Der Vorstand von Banco BPM kommt zu einer bereits geplanten Sitzung zusammen, um über das unerwartete Angebot zu beraten. Die Sitzung wird sich voraussichtlich auf die Offerte konzentrieren, die am Vortag bekanntgegeben wurde. Banco BPM hält sich bislang mit einer Stellungnahme zurück. UniCredits CEO Andrea Orcel hat ein Angebot unterbreitet, das Banco BPM mit 6,657 € je Aktie, oder rund 10,1 Milliarden € insgesamt, bewertet. Die Marktresonanz ließ die Aktien von Banco BPM ansteigen, was auf einen möglichen höheren Angebotspreis hindeutet. Analyst Andrea Lisi von Equita äußerte, dass das Angebot einen maßgeblichen industriellen Wert besitzen könnte, jedoch sei der Aufschlag gering. Dieses Angebot kommt zu einem Zeitpunkt, da Banco BPM strategische Zukäufe tätigt, darunter Anteile an Banca Monte dei Paschi di Siena und dem Asset-Manager Anima Holding. Die Regierung in Rom strebt derweil die Schaffung einer neuen Bankengruppe um Monte Paschi als Gegengewicht zu den dominierenden Akteuren UniCredit und Intesa Sanpaolo an. Orcels Vorstoß erschwert diese Bestrebungen. Parallel dazu wird gemunkelt, dass Credit Agricole durch Aktienswaps ihren Anteil an Banco BPM signifikant erhöht haben könnte, ohne die notwendigen Genehmigungen angefragt zu haben. UniCredits Vorstoß wird unterdessen als feindliche Übernahme gehandelt, wie Vorstandsmitglied Mauro Paoloni angab.