In Köln-Porz, einem Stadtteil mit vielen Menschen mit Wurzeln in der ehemaligen Sowjetunion, herrscht Schweigen im Imbiss. "Politik? Nein, hier wird nur gegessen", sagt der Verkäufer. Zu groß ist die Angst vor Spannungen und Konflikten.
Der 91-jährige Boris hingegen spricht offen über seine Unterstützung für Putin.
„Er ist der beste Präsident, den Russland je hatte“, sagt er überzeugt.
Seine Stimme wird er ihm erneut geben, obwohl er die Probleme im Land sieht.
Natascha hingegen hat die Nase voll von Putin und dem System. Sie will nicht wählen, weil sie keine Chance auf Veränderung sieht.
„Es wird doch eh so abgestimmt, wie es dem Kreml passt“, sagt sie resigniert.
Aus Angst vor Repressionen gegen ihre Familie in Russland möchte sie anonym bleiben.
Niedrige Wahlbeteiligung und geschlossene Konsulate
Die Wahlbeteiligung der in Deutschland lebenden Russen war schon immer niedrig. Bei der letzten Wahl 2018 gaben nur 33.853 von 265.069 Wahlberechtigten ihre Stimme ab. Die Schließung mehrerer Konsulate in Deutschland wird die Beteiligung in diesem Jahr voraussichtlich noch weiter senken.
Zwischen Protest und Resignation
Während einige resigniert auf Veränderung verzichten, engagieren sich andere aktiv gegen Putin. Yuri Nikitin, Vorsitzender des Vereins Freies Russland NRW, sieht eine wachsende politische Beteiligung unter den in Deutschland lebenden Russen.
„Die Verhaftung von Alexej Nawalny hat viele schlafende Aktivisten geweckt“, sagt er.
Nikitin selbst will an der Wahl nicht teilnehmen, da er sie als Farce sieht. Er und sein Verein planen stattdessen Protestaktionen am Wahltag.
Ein gespaltenes Lager
Die bevorstehende Wahl in Russland spaltet die russische Gemeinschaft in Deutschland. Die einen unterstützen Putin und das Regime, die anderen sehen keine Hoffnung auf Veränderung und resignieren. Dazwischen wächst eine Gruppe von Menschen, die sich aktiv gegen Putin und für Demokratie in Russland einsetzt.
Die Zukunft der russisch-deutschen Beziehungen
Die Spaltung der russischsprachigen Community in Deutschland ist ein Spiegelbild der gespaltenen Gesellschaft in Russland selbst. Der Krieg in der Ukraine und die repressive Politik des Kremls haben die Beziehungen zwischen beiden Ländern stark belastet.
Es bleibt abzuwarten, wie sich die Situation in den kommenden Jahren entwickeln wird. Eines ist jedoch sicher: Die russische Community in Deutschland wird weiterhin eine wichtige Rolle spielen, wenn es um die Zukunft der Beziehungen zwischen beiden Ländern geht.