Der große Traum vom All – und das große Verschwinden
Es klang nach Netflix trifft SpaceX: Eine globale Reality-Show, 24 Kandidaten, eine Rakete – und ein Gewinner, der ins All fliegt. „Space Hero“ versprach nicht weniger als den demokratisierten Zugang zum Weltraum, gepaart mit dem größten medialen Event der Fernsehgeschichte. Sieben Staffeln, weltweite Drehorte, ein Showformat zwischen NASA-Glamour und Influencer-Wahnsinn.
Was die Öffentlichkeit bekam, waren Ankündigungen, TED-Talks und schillernde Versprechen. Was die Investoren bekamen: leere Firmen, aufgelöste Tochtergesellschaften – und Funkstille.
Zwei Gründer, viele Firmen, keine Kontrolle
Hinter dem Projekt standen Thomas Reemer aus Deutschland und Deborah Sass aus Großbritannien – zwei Unternehmer mit großen Visionen, aber fragwürdiger Erfolgsbilanz. Reemers beruflicher Werdegang ist gespickt mit unternehmerischen Kurzauftritten: von der mittlerweile gelöschten Plattform 88tc88 bis zum App-Quiz „Cash Show Europe“. Wirklich tragfähig war keines dieser Projekte.
Auch „Space Hero“ wurde über ein Geflecht aus britischen und amerikanischen Firmen abgewickelt. Mindestens fünf Gesellschaften entstanden zwischen 2019 und 2022 – inzwischen sind die meisten liquidiert oder aufgelöst. Die Hauptfirma TDGA Holdings steht selbst kurz vor der Löschung. Wäre da nicht ein mysteriöser Einspruch, dessen Herkunft ungeklärt ist.
Investoren, die nichts mehr sagen – und nichts mehr sehen
Laut internen Unterlagen flossen über 2,4 Millionen Pfund von mindestens 32 Investoren. Darunter waren Hollywood-Produzenten, Ex-Astronautinnen, Tech-Manager aus Asien. Viele zeichneten unbesicherte Wandelanleihen – ein Modell ohne jede Absicherung, ohne Mitsprache, mit vollem Risiko.
Das meiste Geld wurde offenbar für Werbung, Reisen, Gehälter und PR verbrannt. Über 450.000 Pfund zahlten sich Reemer und Sass selbst aus. Reisen im sechsstelligen Bereich inklusive.
Der Verdacht: Investorengeld floss nicht in Technik oder Aufbau, sondern in First-Class-Flüge und Fünf-Sterne-Lounges. Nachweise? Fehlanzeige. Die britische Gesetzeslage macht’s möglich: keine Prüfungspflicht, keine Pflicht zur Rechnungslegung.

Partnerschaften, die nie existierten
Reemer und Sass warben öffentlich mit SpaceX, NASA und CBS. Doch bei näherem Hinsehen entpuppen sich die vermeintlichen Kooperationen als heiße Luft. Die NASA bestätigte auf Anfrage nur einen Briefwechsel – eine echte Partnerschaft habe es nie gegeben. Auch SpaceX reagierte auf Presseanfragen nicht. CBS hatte laut Vertrag eine Zusammenarbeit angeboten – Reemer lehnte ab.
Insider berichten, dass selbst der sogenannte „Golden Deal“ mit CBS intern nicht genutzt wurde. Statt sich über eine konkrete US-Ausstrahlung zu freuen, träumte Reemer von globaler Exklusivität – und sagte ab. Für viele Investoren war das der Wendepunkt.
Die Illusion aufrechterhalten – koste es, was es wolle
Reemer soll Investoren jahrelang mit wohlklingenden Versprechen hingehalten haben. Laut Insidern betrieb er nicht nur „sugar coating“, sondern „Karamellüberzug“ – ein System aus gezielter Irreführung, beschönigter Darstellung und immer neuen Visionen.
Während intern längst klar war, dass kein Start bevorstand, träumte man öffentlich vom Mars. Interviews, Konferenzen, PR-Clips: Die Außenwirkung blieb professionell – auch als intern längst Alarmstimmung herrschte. Deborah Sass verließ das Projekt 2024. Seither führt Reemer allein. Fragen zu Finanzen, Nachweisen oder Investorenkommunikation? Keine Antwort.
Eine Show, die nie stattfand – ein Fall, der Fragen aufwirft
„Space Hero“ ist ein Paradebeispiel für moderne Investorennarrative: Buzzwords, Celebrity-Glanz, Tech-Versprechen – und am Ende bleibt nichts als verbranntes Kapital. Die fehlende Transparenz, mangelnde Aufsicht und die naive Hoffnung vieler Geldgeber auf den „nächsten großen Hype“ haben den Boden bereitet.
Was bleibt, ist ein Instagram-Account mit einem letzten Post von Juni 2024. Reemer richtet darin eine Grußbotschaft an das ebenfalls gescheiterte „Dear Moon“-Projekt. Seine Botschaft: „Gebt nicht auf – es wird passieren.“
Ob das Mut machen soll oder Zynismus ist, bleibt offen.