Ab dem Jahr 2025 müssen Gutverdiener in Deutschland tiefer in die Tasche greifen: Die Beitragsbemessungsgrenzen für die gesetzliche Renten-, Kranken- und Pflegeversicherung sollen deutlich angehoben werden. Das Bundesarbeitsministerium plant diesen Schritt als Reaktion auf die kräftige Lohnentwicklung des vergangenen Jahres.
Höhere Beitragsgrenzen in der Rentenversicherung
Nach einem Verordnungsentwurf des Ministeriums sollen künftig Beiträge zur gesetzlichen Rentenversicherung bis zu einem monatlichen Einkommen von 8.050 Euro fällig werden.
Bisher lag diese Grenze im Westen bei 7.550 Euro und im Osten bei 7.450 Euro. Einkommen oberhalb dieser Schwelle bleiben weiterhin beitragsfrei, doch die Anhebung bedeutet für viele Besserverdiener eine spürbare Mehrbelastung.
Anstieg auch in Kranken- und Pflegeversicherung
Auch in der gesetzlichen Kranken- und Pflegeversicherung sind höhere Beitragsbemessungsgrenzen vorgesehen. Die Grenze soll von derzeit 5.175 Euro auf 5.512,50 Euro monatlich steigen. Das heißt, Gutverdiener zahlen künftig auf einen größeren Teil ihres Einkommens Beiträge, was ihr Netto-Einkommen entsprechend mindert.
Ministerium begründet Schritt mit Lohnentwicklung
Eine Sprecherin des Bundesarbeitsministeriums erklärte, die Anpassung spiegele die positive Lohnentwicklung wider.
„Die durchschnittliche Einkommensentwicklung lag deutschlandweit bei 6,44 Prozent im vergangenen Jahr“, so die Sprecherin.
„Mit der Erhöhung der Beitragsbemessungsgrenzen stellen wir sicher, dass sich auch höhere Einkommen angemessen an der Finanzierung der Sozialversicherung beteiligen.“
Expertenmeinungen und wirtschaftliche Auswirkungen
Wirtschaftsökonom Prof. Dr. Markus Keller sieht die Entwicklung differenziert: "Einerseits ist es gerechtfertigt, dass bei steigenden Löhnen auch die Beitragsbemessungsgrenzen angepasst werden.
Andererseits könnte die erhöhte Abgabenlast das verfügbare Einkommen von Gutverdienern reduzieren und somit den Konsum dämpfen."
Unternehmen könnten ebenfalls betroffen sein, da sie die Sozialversicherungsbeiträge ihrer Mitarbeiter zur Hälfte tragen. "Steigende Lohnnebenkosten sind insbesondere für mittelständische Betriebe eine Herausforderung", warnt Sabine Hofmann, Geschäftsführerin eines Maschinenbauunternehmens.
„In wirtschaftlich unsicheren Zeiten kann das die Investitionsbereitschaft hemmen.“
Geteilte Reaktionen aus Politik und Verbänden
Während Arbeitnehmervertreter die Anpassung begrüßen, äußern Arbeitgeberverbände Kritik. "Die Maßnahme ist ein wichtiger Schritt zur Stabilisierung der Sozialversicherungssysteme", meint Klaus Meier vom Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB). "Es ist fair, dass Besserverdienende entsprechend ihrer Einkommenszuwächse mehr beitragen."
Der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) sieht das anders. "Die zusätzlichen Belastungen kommen zur Unzeit", sagt BDI-Präsidentin Dr. Astrid Schulz. "Unternehmen stehen bereits vor enormen Herausforderungen durch die Energiekrise und Lieferkettenprobleme. Weitere Kostensteigerungen gefährden die Wettbewerbsfähigkeit."
Was bedeutet das für Betroffene?
Für Gutverdiener lohnt es sich, die Entwicklungen genau zu verfolgen und gegebenenfalls finanzielle Planungen anzupassen. Steuerberater empfehlen, frühzeitig Strategien zu entwickeln, um die erhöhte Abgabenlast zu bewältigen. "Es gibt verschiedene Möglichkeiten, steuerliche Vorteile zu nutzen oder in betriebliche Altersvorsorge zu investieren", rät Finanzexperte Thomas Winkler.