16. Oktober, 2024

Unternehmen

Sonnenfinsternis am Finanzhimmel: Enpal holt sich 160 Millionen Euro für frischen Energieschub

In einem mutigen Schachzug verkauft Enpal den Großteil seines bestehenden Geschäfts, um frische Mittel für zukunftsweisende Projekte zu generieren.

Sonnenfinsternis am Finanzhimmel: Enpal holt sich 160 Millionen Euro für frischen Energieschub
Deutschlands aufstrebendes Solar-Einhorn, Enpal, durchbricht die traditionellen Finanzierungsgrenzen und schließt eine wegweisende Partnerschaft mit dem chinesischen Solarkraftgiganten Longi New Energy

Frankfurt. Infrastrukturinvestoren Equitix und Keppel, eine Tochter des Singapur-Staatsfonds Temasek, übernehmen die Mehrheit an Enpals beeindruckendem Energiesystemportfolio.

Das Unternehmen, das bisher als Vorreiter im Bereich Solaranlagen auf Privatdächern galt, erhält so satte 160 Millionen Euro in bar, die es in neue, innovative Projekte stecken will.

Innovative Wege in finanztechnischer Dunkelheit

Die Zeiten sind hart für junge Unternehmen im Energiesektor, wenn es darum geht, Investorengelder zu akquirieren. Enpal setzt nun auf ein Finanzierungsmodell, das bisher vor allem in den USA erfolgreich erprobt wurde. Während andere Klima-Start-ups mit rückläufigen Investitionen zu kämpfen haben, bahnt sich Enpal einen Weg durch die Finanznebel.

Die Herausforderung im grünen Sektor

Lange Zeit wurden Klima-Start-ups als Retter der deutschen Unternehmenslandschaft gefeiert und mit Investorengeldern überschüttet. Doch in diesem Jahr gingen die Investitionen in grüne Technologien in Deutschland laut Pitchbook um rund 17 Prozent auf 1,4 Milliarden Euro zurück. Ein Warnsignal für diejenigen, die den Wandel vorantreiben wollen.

Enpals einzigartiges Geschäftsmodell sieht vor, Solaranlagen auf Hausdächern zu installieren und den Hausbesitzern monatliche Raten zu berechnen. Erst wenn die Anlage vollständig bezahlt ist, geht sie in den Besitz des Kunden über.

Enpals geniales Geschäftsmodell

Enpal agiert dabei als Leasing-Unternehmen, das die Anlagen zu 90 Prozent mit Bankkrediten und zu zehn Prozent mit Eigenkapital finanziert. Und hier kommt der Clou: 90 Prozent des Eigenkapitals veräußert Enpal nun an Equitix und Keppel.

Ein Blick in die Zukunft

Die beiden Finanzschwergewichte werden Teil einer speziellen Gesellschaft, bleiben jedoch außen vor, wenn es um das Eigentum von Enpal geht. Das Solar-Start-up behält seine Eigenständigkeit, und Gründer Mario Kohle behält die Kontrolle.

Mit einer Bewertung von 2,3 Milliarden Euro und einer jüngsten Finanzierungsrunde von 215 Millionen Euro im Januar kann sich Enpal stolz als "Einhorn" bezeichnen.

Europas Vorreiter in der Finanzrevolution

Enpal geht einen Weg, den bisher nur Wettbewerber wie Goodleap und Sunrun in den USA beschritten haben. In Europa stellt Enpal damit die Weichen für eine Finanzrevolution im Energiesektor.

„Der Kampf gegen die Klimakrise wird auch am Kapitalmarkt entschieden“, sagte Enpal-Chef Kohle.