Börse
Sollten Anleger in der Rezession Aktien kaufen?
Inmitten wirtschaftlicher Turbulenzen sind Aktien in der Rezession eine hitzige Debatte. Was lehrt uns die Vergangenheit und welche neuen Risiken gilt es zu beachten?
Inmitten wirtschaftlicher Turbulenzen sind Aktien in der Rezession eine hitzige Debatte. Was lehrt uns die Vergangenheit und welche neuen Risiken gilt es zu beachten?
Düsseldorf, 10. November - Der DAX hat seit seinem Höchststand Ende Juli knapp neun Prozent eingebüßt. Die hiesige Rezession und geringere Nachfrage aus verschiedenen Ländern setzen Deutschlands führende Börse unter Druck.
Steigende Zinsen tragen dazu bei, die Kosten für Unternehmen und Verbraucher zu erhöhen, was die Unternehmensgewinne beeinträchtigen könnte. Doch das ist nicht alles – die Kriege in der Ukraine und Nahost sorgen für erhebliche Unruhe unter den Anlegern.
Die Liste der Negativpunkte scheint länger als die Kursverluste zu sein. Doch die Frage bleibt: Verkaufen, um Verluste zu begrenzen, oder ist es vielmehr an der Zeit, einzusteigen? Eine tiefe Analyse der Börsengeschichte und der ständigen Wellen zwischen Auf- und Abschwung verspricht Antworten.
„Bullenmärkte entstehen im Pessimismus, gedeihen in der Skepsis, reifen im Optimismus und enden in der Euphorie.“ So beschrieb der britische Investor Sir John Templeton einst die Mechanismen an der Börse
In der Tat bewahrheitet sich diese Weisheit häufig: In den Jahren des konjunkturellen Abschwungs – 1967, 1975, 1982 und 2003 – erzielten Aktieninvestitionen zwischen 14 und 51 Prozent Gewinn. Selbst in der schwersten Nachkriegsrezession 2009 legte der DAX um 24 Prozent zu.
Warum steigen Aktienkurse in der Rezession
Der Mut zum Risiko zahlte sich jedes Mal aus. Der Grund: Anleger versuchen, die Zukunft mit ihren Käufen vorwegzunehmen. Es ist ein Naturgesetz, dass jedem wirtschaftlichen Abschwung ein Aufschwung folgt.
Statistiken aus den letzten sechs Jahrzehnten belegen, dass die Wirtschaft sechs bis zwölf Monate nach dem Tiefpunkt der Aktienmärkte anzieht. Daher setzt man auf Aktien, sobald die Rezession reift und ein Ende in Sicht ist.
Es sei jedoch erwähnt, dass dieser Mechanismus oft deshalb funktioniert, weil sich die Annahmen selbst erfüllen: Mit steigenden Aktienkursen wächst die Zuversicht, was zu verstärkten Investitionen und einer florierenden Wirtschaft führt. Ein sich selbst erfüllendes Prophezeien, sozusagen.
Doch ist es jetzt an der Zeit, Aktien zu kaufen? Sind wir an dem Punkt angelangt, den Sir Templeton als Vorboten für einen neuen Bullenmarkt beschrieb?
Die Chancen sind zweifellos größer als vor einigen Monaten. Immerhin sind die DAX-Aktien im Schnitt um neun Prozent erschwinglicher geworden. Doch zur Wahrheit gehören auch zwei prägnante Phasen, die mit der heutigen Zeit verglichen werden können – und zur Vorsicht mahnen.
Lehren aus der Vergangenheit
Nach den Terroranschlägen am 11. September 2001 und der Immobilienkrise 2007/08 lehrten uns diese Zeiten, dass das Ende des Abschwungs nicht unbedingt den Beginn eines Bullenmarktes markiert. Es könnten noch tiefere Kursverluste bevorstehen, wenn die Konjunktur sich weiter verschlechtert.
Aktuelle Risiken
Aktuell stehen zwei wesentliche Risiken im Raum. Erstens: steigende Zinsen und eine schrumpfende Geldmenge. Noch nie stiegen die Zinsen in so kurzer Zeit so stark an wie jetzt, was auf die Wirtschaft und die Unternehmen abfärben könnte. Zweitens: Die Schwäche in der Chemieindustrie, die als Frühindikator für die gesamte Industrie betrachtet wird.
In der Summe bleibt die Frage: Sollten Anlegerinnen und Anleger in dieser Krise Aktien kaufen?
Der optimale Zeitpunkt zu identifizieren ist schwer, und selbst erfahrene Anleger setzen auf eine stufenweise Investition, um von möglicherweise weiteren Kursrückgängen zu profitieren.
Das ist immerhin eine gute Nachricht inmitten all der Krisen. Aber wie man so schön sagt:
Investieren ist wie Wetten. Man sollte nur setzen, was man bereit ist zu verlieren.