09. Januar, 2025

Startups & VC

Solaris sichert Überleben durch Finanzspritze von 150 Millionen Euro

Investor SBI übernimmt Kontrolle – Berliner Fintech kämpft gegen Verluste und Bafin-Auflagen.

Solaris sichert Überleben durch Finanzspritze von 150 Millionen Euro
Mit einem Fehlbetrag von 178 Millionen Euro im Jahr 2023 steht Solaris vor großen Herausforderungen. Ohne die dringend benötigte Finanzspritze von 150 Millionen Euro wäre das Überleben des Fintechs gefährdet.

Das Berliner Fintech Solaris hat sich mit einer neuen Finanzierungsrunde eine dringend benötigte Kapitalspritze gesichert. Wie aus Unternehmenskreisen bekannt wurde, beläuft sich die Summe auf etwa 150 Millionen Euro.

Die Runde wird vom japanischen Finanzkonzern SBI angeführt, der damit die Mehrheitsanteile an Solaris übernimmt. Dieser Schritt sichert dem Investor nicht nur größeren Einfluss, sondern auch die Besetzung wichtiger Posten, darunter im Aufsichtsrat.

Solaris undertakes strategic transformation
Solaris, Europe’s leading embedded finance platform is undertaking a strategic transformation, including the implementation of a new target operating model.

SBI als Schlüssel zur Rettung

„Solaris hat einen entscheidenden Meilenstein in seinem Finanzierungsprozess erreicht“, teilte ein Unternehmenssprecher mit. Die Finanzspritze kommt zur rechten Zeit, da die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) das Fintech seit Monaten unter strenger Beobachtung hat.

Ohne frisches Kapital hätte Solaris die aufsichtlichen Eigenkapitalanforderungen nicht erfüllen können. Dies hätte möglicherweise zum Entzug der Banklizenz geführt.

Die Bafin, die sich nicht zu Einzelfällen äußert, hat die Transaktion intensiv begleitet. Nach Informationen aus Finanzkreisen dient das Kapital vor allem dazu, die Verschuldungsquote (Leverage Ratio) zu stabilisieren.

Diese liegt bei Banken bei mindestens drei Prozent der Bilanzsumme – eine Schwelle, die Solaris zuletzt nicht einhalten konnte.

Profitabilität in weiter Ferne

Der Finanzbedarf des Unternehmens ist erheblich. 2023 verzeichnete Solaris einen Verlust von 178 Millionen Euro, während das Minus 2022 noch bei 56 Millionen Euro lag. Neuere Zahlen wurden bislang nicht veröffentlicht.

Mit den 150 Millionen Euro hofft Solaris, die nächsten 24 Monate zu überbrücken und bis dahin die Gewinnschwelle zu erreichen.

Ursprünglich hatte CEO Carsten Höltkemeyer angekündigt, Solaris bereits 2025 in die schwarzen Zahlen zu führen. Doch dieser Zeitplan scheint angesichts der jüngsten Zahlen unrealistisch. Höltkemeyer übernahm die Führung des Fintechs im Mai 2023 und leitete seitdem umfassende Restrukturierungen ein.


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Umstrukturierung und Stellenabbau

Ein wesentlicher Teil dieser Neuausrichtung war die Reduzierung der Belegschaft. Von den ursprünglich 700 Beschäftigten wurden etwa 240 Stellen gestrichen. Zudem stellte Solaris große Teile des britischen Contis-Geschäfts ein, das 2021 für rund 153 Millionen Euro übernommen wurde.

Die Übernahme galt damals als strategischer Schritt, verlor jedoch 2023 mit der Kryptoplattform Binance einen seiner wichtigsten Kunden.

Ein weiterer Umbaupunkt war die Migration von 1,3 Millionen ADAC-Kreditkarten auf das eigene System, ein Prozess, der Ende September 2024 abgeschlossen wurde. Trotz dieser Fortschritte bleibt die finanzielle Situation angespannt.

Kritik und Unsicherheit

Finanzanalysten beobachten die Entwicklungen bei Solaris mit gemischten Gefühlen. Während die frische Finanzspritze die kurzfristige Existenz sichert, bleibt die Frage, ob das Geschäftsmodell des Fintechs langfristig tragfähig ist. Besonders problematisch sehen Experten die steigenden Verluste und die Abhängigkeit von externen Investoren.

Mit der neuen Finanzierungsrunde hat CEO Höltkemeyer eine weitere Chance erhalten, das Unternehmen auf Kurs zu bringen. Doch die Zeit drängt: Sollte Solaris in den kommenden zwei Jahren keine nachhaltige Profitabilität erreichen, könnten weitere Einschnitte erforderlich werden.