12. Dezember, 2024

Startups & VC

Smava-Verkauf im Fokus: Kommt der große Strategen-Deal?

Das Berliner Fintech Smava steht vor einer entscheidenden Wende. Trotz profitabler Zahlen sind die Zukunftsperspektiven unsicher, und der mögliche Käufer könnte alles verändern.

Smava-Verkauf im Fokus: Kommt der große Strategen-Deal?
Das Berliner Fintech steht vor einer Übernahme – doch die Frage bleibt, ob Profitabilität und Wachstum nachhaltig zusammenpassen.

Smava: Vom Hoffnungsträger zur Zitterpartie

Die Stimmung bei Smava ist angespannt. Vor drei Jahren war das Berliner Fintech noch ein Vorzeigemodell der deutschen Kreditvermittlungsbranche. Heute, im Verkaufsverfahren, wirkt der Enthusiasmus gedämpfter.

Zwar glänzen die jüngsten Zahlen mit einer geschätzten EBITDA von rund 35 Millionen Euro, doch hinter der Fassade lauern Herausforderungen: Stagnierendes Wachstum, hohe Abhängigkeit von Marketingspendings und ein zunehmend fordernder Wettbewerb mit Check24.

Ein Markt unter Druck

Der Markt für Barkredite, in dem Smava operiert, zeigt sich von der wirtschaftlichen Lage gezeichnet. Laut dem Bankenfachverband gingen 2023 die Neugeschäfte im Bereich Ratenkredite um 14 % zurück, wobei vor allem der Online-Vertrieb betroffen war.

Auch wenn sich die Lage im Jahr 2024 leicht erholte, bleibt das Umfeld herausfordernd. Dass Smava dennoch die Gewinnzone erreicht hat, liegt weniger an Marktchancen als an massiven Einsparungen.

Smava erreicht erstmals die Gewinnzone, doch dieser Erfolg wurde durch Stellenkürzungen und reduzierte Marketingbudgets erkauft.

Profitabilität – erkauft oder nachhaltig?

Smava hat seinen Fokus in den vergangenen Jahren radikal auf Profitabilität ausgerichtet. Dies gelang nicht ohne Verluste: Mehrfach kam es zu Entlassungswellen, zuletzt 2022, als rund 10 % der Belegschaft gehen mussten. Mit diesem Sparkurs konnte das Unternehmen die Kosten signifikant senken – allerdings auf Kosten des Wachstums.

Brancheninsider schätzen, dass der Umsatz seit 2021 stagnierte oder sogar leicht zurückging. Die aktuelle Steigerung auf etwa 150 bis 155 Millionen Euro im Jahr 2024 wirkt vor diesem Hintergrund wenig dynamisch.

Check24 als ständiger Rivale

Ein entscheidender Faktor bleibt der Wettbewerb mit dem Branchenriesen Check24. Beide Unternehmen konkurrieren nicht nur um Kunden, sondern führen auch eine regelrechte Marketingschlacht.

Der Konkurrenzdruck durch Check24 könnte Smava erneut zu hohen Marketingausgaben zwingen – mit ungewissen Auswirkungen auf die Profitabilität.

Zwar war der Wettbewerb zuletzt etwas ruhiger, doch sollte Check24 das Tempo wieder erhöhen, müsste auch Smava seine Werbebudgets massiv aufstocken – ein Szenario, das die Profitabilität unter Druck setzen könnte.

Die Bewertung – alles andere als eindeutig

Die große Frage im Verkaufsverfahren: Was ist Smava tatsächlich wert? Während manche Insider glauben, dass Smava nicht einmal die Hälfte seines einstigen Unicorn-Status von 1 Milliarde Euro erreichen könnte, halten andere ein Multiple von über zehn auf das EBITDA für möglich.

Ein Preis von mehr als 500 Millionen Euro wird als ambitioniert, aber nicht unrealistisch eingeschätzt – vorausgesetzt, der Käufer ist ein strategischer Investor, der die langfristigen Synergien mit Smava erkennt.

Strategen vs. PE-Investoren

Während Private-Equity-Gesellschaften auf eine konservativere Bewertung pochen, könnten strategische Käufer mehr bezahlen. Ein strategischer Deal hätte das Potenzial, Smavas Marktposition nachhaltig zu stärken, insbesondere durch Skaleneffekte und eine gezielte Erweiterung des Angebots.

Übernahme als Chance oder Risiko?

Sollte ein strategischer Käufer den Zuschlag erhalten, könnte Smava nicht nur finanziell, sondern auch strukturell gestärkt werden. Die Frage bleibt jedoch, ob die Profitabilität angesichts der notwendigen Investitionen nachhaltig bleibt. Mit der richtigen Strategie könnte Smava in den kommenden Jahren wieder Boden gutmachen – doch ohne klares Wachstum bleibt die Unsicherheit bestehen.

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