Ein jüngst erschienener Bericht hat verheerende Details über systematische sexuelle Gewalt und Vertuschungen in US-amerikanischen Frauenhaftanstalten zutage gefördert. Der Bericht basiert auf Tausenden von Seiten rechtlicher Dokumente, Polizeiberichten und Prüfunterlagen und offenbart Missbrauchsfälle von New York über Florida bis nach Kalifornien. In den vergangenen zehn Jahren wurden in mindestens zwei Dritteln aller bundesstaatlichen Frauenhaftanstalten Gefangene von Aufsehern und anderem Personal missbraucht. Eine parteiübergreifende Untersuchung des Senats vor zwei Jahren bestätigte diese Vorwürfe. Ein Rückstau von Fällen erschwerte allerdings die disziplinarische Ahndung der Täter.
Die 2003 verabschiedete Prison Rape Elimination Act hat dazu geführt, dass die Anzahl der Meldungen über sexuelles Fehlverhalten durch Personal stark angestiegen ist. Dennoch stehen die meisten Täter kaum je vor Gericht, wie eine kürzliche Anhörung im US-Senat zeigte. Ein aufsehenerregender Fall betrifft Bonnie Hernandez, die in einem Bundesgefängnis in Florida von einem Aufseher missbraucht und anschließend in Isolationshaft versetzt wurde.
Gesetzeslücken und unterschiedlich strenge Vorschriften ermöglichen es einigen Tätern, einer strafrechtlichen Verfolgung zu entgehen. Berüchtigt ist der Fall eines Wächters in Florida, der trotz Geständnissen nicht angeklagt wurde. Auch international wird das Problem anerkannt: Gefängnisvergewaltigung gilt als Folter, doch in den USA existieren rechtliche Schlupflöcher. Beispielhaft ist, dass Missbrauch in Kentucky als Vergehen gilt, während in Pennsylvania bis zu sieben Jahre Haft drohen.
Oftmals entziehen sich Angestellte durch Kündigung oder Frühpensionierung einer Disziplinierung, manchmal behalten sie sogar ihre Pensionen. Der ehemalige Offizier Widen, der nach West Virginia wechselte, wurde der Übergabe eines von einer Inhaftierten stammenden Rings beschuldigt, behauptete jedoch, er sei unschuldig.
In West Virginia, einem Bundesstaat mit steigenden Inhaftierungsraten von Frauen, traten bei Interviews zahlreiche Missbrauchsgeschichten ans Licht. Die betroffenen Frauen, die oft schon vor ihrer Inhaftierung misshandelt wurden, fürchten Repressalien und schämen sich, die Taten öffentlich zu machen.
Nur ein Bruchteil der beschuldigten Angestellten wird strafrechtlich belangt, was auch auf den Schutz durch mächtige Gewerkschaften zurückzuführen ist. Ein bemerkenswerter Fall in Kalifornien führte kürzlich zur Schließung einer Haftanstalt, nachdem mehrere Angestellte sexuelle Übergriffe gestanden hatten.
Angesichts dieser "Kultur des Missbrauchs" fordern Experten mehr Ressourcen und eine umfassende Überwachung zur Verhinderung weiterer Vorfälle. Dennoch werden interne Ermittlungen in der Regel eingestellt, und viele Täter tauchen anderswo wieder auf. Der Fall eines im Ruhestand befindlichen Beamten, der in West Virginias Jugenddiensten arbeitete, verdeutlicht die Dringlichkeit weiterer Maßnahmen.
Zahlreiche zivilrechtliche Klagen, wie von Anwalt Michael Woelfel in West Virginia angestrebt, haben bisher für Entschädigungszahlungen in Millionenhöhe gesorgt. Trotzdem bleibt das Problem bestehen, da der gesellschaftliche Umgang mit Inhaftierten oft übersehen wird. Woelfel betont, dass es an der Zeit ist, dieses tabubehaftete Thema ins Bewusstsein der Öffentlichkeit zu rücken.
Die aktuelle Situation ist besorgniserregend, da einige Gefängnisse landesweit wegen ihrer Missbrauchsvorfälle in Frage gestellt werden. In der Folge erwarten Beobachter weitere Reaktionen und Maßnahmen der Regierung, um die Würde und Rechte von Inhaftierten zu wahren.