Die Zahl der Frauen, die gegen Deshaun Watson Vorwürfe wegen sexuellen Fehlverhaltens erheben, hat mittlerweile die Marke von 27 erreicht. Seit seinem Wechsel zu den Cleveland Browns, verbunden mit einer Garantie von 230 Millionen Dollar, hat er lediglich 13 Spiele absolviert.
Mitten im dritten Jahr von Watsons Fünfjahresvertrag wird der Deal als Desaster bewertet, das selbst die umstrittene Wahl von Johnny Manziel in einem neuen Licht erscheinen lässt. Die Beweggründe der Browns für diese Verpflichtung waren nachvollziehbar: Ein talentierter Kader, der nach einem leistungsstärkeren Quarterback suchte, um das Titel-Fenster zu nutzen. Watsons Leistungen bei den Houston Texans schienen eine Verbesserung gegenüber Baker Mayfield zu versprechen.
Watson besteht auf seiner Unschuld und wiederholte diese Haltung öffentlich sowie durch eine Erklärung seines Anwalts, Rusty Hardin. Trotz der Zahlung von Vergleichssummen an über 20 der Klägerinnen bestreitet er jedes Fehlverhalten. Der jüngste Vorwurf überraschte die Browns komplett. Anscheinend wusste Watsons Anwaltsteam seit 10 Monaten von dem Fall, was Watson jedoch bestreitet.
Trainer Kevin Stefanski erklärte, dass er von dem Fall erst kürzlich erfuhr. Sollte sich herausstellen, dass Watson den Browns vor Vertragsunterzeichnung diesen Fall verheimlichte, könnten sich für das Team unerwartete Handlungsspielräume ergeben.
Die meisten Profisportler sehen sich nie mit solch schwerwiegenden Vorwürfen konfrontiert. Watson hingegen kann keine plausible Erklärung für das Auftauchen neuer Fälle liefern. Eine groß angelegte Verschwörung sei gegen ihn im Gange, so seine Verteidigung. Richterin Sue L. Robinson bestätigte jedoch bereits im Jahr 2022 die Glaubwürdigkeit der ersten vier Fälle, was Watson eine 11-Spiele-Sperre einbrachte.
Fragen nach Gegenklagen wegen Verleumdung bleiben unbeantwortet. Die NFL wird die neuen Vorwürfe erneut untersuchen. Die aktuelle Klägerin, Jane Doe, bezichtigt Watson des nicht einvernehmlichen Geschlechtsverkehrs in ihrer Wohnung im Oktober 2020, was eine neue Dimension der Anschuldigungen eröffnet.
Ungeachtet der neuen Vorwürfe wird Watson weiterhin für die Browns auflaufen. Eine Maßnahme, die viel Vertrauen in einen Spieler signalisiert, der nun 27 Mal verklagt wurde. Während die Texans Watson 2021 pausieren ließen, halten die Browns an ihm fest. Es bleibt ungewiss, welche "Sorgfalt" die Browns bei der letzten Untersuchung aufgebracht haben.
Die Browns haben bis dato über 130 Millionen Dollar an Watson gezahlt, mit weiteren 170 Millionen auf der Gehaltsliste. Vertrauen ist essenziell für die Position des Quarterbacks, doch Watson hat bisher wenig dafür getan, das Vertrauen seines Teams zu rechtfertigen. Die Entscheidung, ihn weiterhin spielen zu lassen, liegt letztlich bei den Eigentümern Jimmy und Dee Haslam.
Auf dem Feld lieferte Watson bisher mäßige Leistungen ab. Nach einer Schulterverletzung beendete er die letzte Saison frühzeitig und zeigte sich auch im Trainingslager und im letzten Spiel gegen Dallas nicht in Bestform.
Die Browns verfügen über das Potenzial für eine tiefe Playoff-Teilnahme, benötigen dafür jedoch Stabilität. Es bleibt fraglich, ob Watsons laufende Skandale und mäßige Leistungen diesem Ziel dienlich sind.