Ein milliardenschwerer Betrugsskandal rund um eine der bekanntesten Persönlichkeiten Vietnams legt schwerwiegende Schwächen im Bankensektor des Landes offen. Experten warnen, dass ähnliche Fälle noch ans Licht kommen könnten.
Am Dienstag bestätigten Richter die Todesstrafe gegen Truong My Lan, eine einflussreiche Immobilienentwicklerin. Sie wurde wegen der Veruntreuung enormer Summen der Saigon Commercial Bank (SCB) verurteilt. Diese Verluste summierten sich laut Anklage auf 27 Milliarden Dollar, was dem jährlichen Bruttoinlandsprodukt von Bosnien entspricht. Experten fürchten, dass weitere gravierende Fälle in den verborgenen Winkeln der sich rasch entwickelnden Wirtschaft Vietnams lauern könnten. Als aufstrebender Investitionsstandort zieht Vietnam zahlreiche ausländische Investoren an, die nach Alternativen zu China suchen.
Ein auffälliges Merkmal des vietnamesischen Finanzsystems ist das Fehlen einer strengen staatlichen Aufsicht. Insbesondere die Regulierung des Unternehmensanleihemarktes gilt als systemische Schwachstelle. Statt durch unabhängige Broker wurden Anleihen der SCB direkt an Privatkunden verkauft, was zahlreichen Anlegern Verluste bescherte. Die Instabilität hatte für viele schwerwiegende persönliche Folgen, einige Investoren dachten sogar an Suizid. Vor Lans Verhaftung waren keine Unternehmensanleihen in Vietnam kreditwürdig bewertet – ein starker Kontrast zu den Standards vieler ASEAN-Mitgliedsländer.
Interessant ist, dass ein Richter während Lans Ursprungsprozesses Ermittlungen forderte, um die Rolle der Mitarbeiter von drei großen internationalen Wirtschaftsprüfungsgesellschaften zu untersuchen, die die Bücher der SCB prüften: Ernst & Young, Deloitte und KPMG. Diese hatten die finanziellen Praktiken des Unternehmens nicht verhindert.