22. Dezember, 2024

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Siemens und die Zukunft der Fabrik – Wie eine kleine Box die Industrie revolutioniert

Mit innovativer künstlicher Intelligenz und einer weltweiten Präsenz in der Fabrikautomatisierung will Siemens den Technologievorsprung sichern. Doch ist das wirklich der Schlüssel zur Weltspitze?

Siemens und die Zukunft der Fabrik – Wie eine kleine Box die Industrie revolutioniert
Siemens setzt mit dem „Industrial Copilot“ auf KI-gesteuerte Fabrikautomation – eine Revolution, die einfache Sprachbefehle in komplexe Robotersteuerungen umwandelt.

In den stillen Hallen einer modernen Fabrik in Herzogenaurach arbeitet ein Industrieroboter präzise und effizient. Was für das Auge unspektakulär aussieht, ist in Wahrheit ein technologischer Durchbruch.

Die Maschine wird nicht von einem menschlichen Ingenieur gesteuert, sondern von einer generativen KI, die Siemens entwickelt hat. Sie verwandelt einfache Anweisungen in komplexe Steuerbefehle – ein Vorgeschmack auf das, was bald den Standard in der globalen Industrie setzen könnte.

Im Zentrum dieser Entwicklung steht Michael May, Chef der KI-Einheit von Siemens. Er und sein Team aus 250 Spezialisten arbeiten daran, die Zukunft der Fabrikautomatisierung neu zu definieren.

„Die künstliche Intelligenz wird in jedem Bereich unserer Produktionstechnik eine Rolle spielen“, ist May überzeugt.

Besonders stolz ist er auf den „Siemens Industrial Copilot“, der im August 2023 auf den Markt kam.

Trotz technischer Fortschritte bleibt die Sicherheit von KI-gesteuerten Prozessen eine der größten Herausforderungen. Siemens setzt auf strikte Zertifizierungsprozesse, um das Risiko von Cyberangriffen zu minimieren.

Revolution im Fabrikalltag?

Die Idee hinter dem Siemens Industrial Copilot ist bahnbrechend: Maschinen, die andere Maschinen programmieren. Eine Automatisierung, die es ermöglicht, Roboter und Anlagen mit einfachen, in natürlicher Sprache formulierten Anweisungen zu steuern. Bisher waren hochspezialisierte Programmierer nötig, um derartige Systeme zu betreiben. Nun können Fachkräfte durch die KI viel schneller und flexibler auf Anforderungen reagieren.


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Ein Praxisbeispiel zeigt, wie der Copilot in der Fabrik des Autozulieferers Schaeffler bereits eingesetzt wird: Anstatt mühselig Codezeilen zu schreiben, kann ein Techniker dem System einfach sagen, welches Teil wohin bewegt werden soll. Die KI übersetzt dies in präzise Steuerbefehle, die der Roboter ausführt – und das mit einer Fehlerquote, die nahe bei null liegt.

Der strategische Vorteil: Domänenwissen

Was Siemens in diesem globalen KI-Wettbewerb einen entscheidenden Vorteil verschafft, ist nicht nur die technische Expertise. Vielmehr liegt die Stärke des Unternehmens im tiefen Wissen über Industrieprozesse.

Im industriellen Umfeld setzt Siemens auf die sicherste KI-Lösung, nicht auf die schnellste – ein Ansatz, der das Vertrauen der Kunden in die neuen Technologien stärken soll.

„Der größte Schatz ist unser Domänenwissen“, erklärt May. „Wir kennen die Fabriken, die Maschinen und die Anforderungen bis ins Detail.“ Dieses spezialisierte Wissen ist der Schlüssel, um komplexe Anlagen in der Automobilindustrie, der Chemieproduktion oder der Energieversorgung effizient zu steuern. Silicon Valley mag die besten KI-Algorithmen entwickeln, aber Siemens hat den Zugang zu den Maschinen.

Tatsächlich wird weltweit jede dritte industrielle Maschine von Siemens-Technik gesteuert. Die sogenannte Simatic-Box, ein unscheinbares Kästchen, spielt dabei die Hauptrolle. Es sammelt Daten, optimiert Prozesse und ermöglicht den direkten Zugriff auf Produktionsabläufe.

„Ohne diese Schnittstelle wären viele KI-Projekte nur theoretische Spielereien“, sagt May. Doch der direkte Zugang zu den Produktionsdaten gibt Siemens einen Vorsprung, den selbst die größten Technologieunternehmen nicht so schnell aufholen können.

Sicherheitsrisiken im Zeitalter der Automatisierung

Die neuen Möglichkeiten der Fabrikautomation bringen jedoch auch Herausforderungen mit sich. Besonders der Aspekt der Datensicherheit bereitet vielen Unternehmen Sorgen.

Siemens plant, KI in allen Bereichen der Produktion einzusetzen, von der vorausschauenden Wartung bis zur Produktentwicklung – die Herausforderung bleibt, die Technologie sicher und zuverlässig zu machen.

Mit KI-gesteuerten Produktionsprozessen öffnen sich potenziell neue Einfallstore für Cyberangriffe oder Fehler im System. „Die größte Herausforderung ist die Sicherheit“, betont May. Siemens arbeitet daher intensiv an Anonymisierungsmethoden und Sicherheitsbarrieren, um zu verhindern, dass sensible Produktionsdaten in falsche Hände geraten.

Anders als viele Startups und Tech-Giganten testet Siemens seine Produkte nicht direkt am Kunden, sondern setzt auf langwierige, aber verlässliche Zertifizierungsprozesse. „Im industriellen Einsatz gewinnt nicht die fortschrittlichste KI, sondern die sicherste“, erklärt May.

In einer Welt, in der ein Fehler im System katastrophale Folgen haben könnte – etwa in Zügen, Gasturbinen oder hochsensiblen Produktionsanlagen – setzt Siemens auf kompromisslose Sicherheit.


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Der Blick in die Zukunft

Siemens sieht sich gut gerüstet für die kommenden Jahre. Mit 1400 KI-Experten weltweit und einem tiefen Verständnis für die Bedürfnisse der Industrie glaubt das Unternehmen, im globalen Technologiewettlauf eine Spitzenposition einnehmen zu können.

„Wir kombinieren die reale Welt der Fabriken mit der virtuellen Welt der Supercomputer“, erklärt Vorstandschef Roland Busch. Diese Symbiose soll Siemens den entscheidenden Vorsprung im Bereich der Fabrikautomatisierung verschaffen.

Allerdings steht die Entwicklung noch am Anfang. Viele der neuen Technologien müssen sich erst in der Praxis bewähren. Wie weitreichend der Einsatz von KI in der Industrie tatsächlich sein wird, hängt nicht nur von der technischen Machbarkeit, sondern auch von der Akzeptanz in den Unternehmen ab. Maschinen, die andere Maschinen steuern, sind für viele noch ein Schritt ins Ungewisse.

Siemens' Weg zur Weltspitze

Mit der Einführung des „Industrial Copilot“ hat Siemens einen wichtigen Schritt in Richtung vollautomatisierter Produktionsprozesse gemacht. Das Unternehmen ist gut aufgestellt, um von der zunehmenden Digitalisierung der Industrie zu profitieren. Doch der Weg ist nicht frei von Risiken.