Eigentlich lief für Siemens alles nach Plan. Doch jetzt muss der Münchner Industriekonzern seine ehrgeizigen Wachstumsziele zurückschrauben. Statt der erhofften vier Prozent liegt das Umsatzwachstum für das Geschäftsjahr 2023/24 nun näher bei drei Prozent.
Das Problem: Die Sparte Digital Industries schwächelt, vor allem in China.
„Die Automatisierung muss sich wirklich strecken, um ihre Ziele zu erreichen“, erklärte Finanzvorstand Ralf Thomas der Börsen-Zeitung.
Umsatzrückgang in der Automatisierung
Die Sparte Digital Industries, die lange als Wachstumstreiber galt, gerät immer mehr unter Druck. Vor allem die Fabrikautomatisierung in China stockt. Hinzu kommen schwache Exporte aus Deutschland und Italien, die Siemens hart treffen.
Thomas sprach von einer Schrumpfung um acht Prozent in diesem Bereich – „vielleicht sogar einen Tick mehr“. Besonders bitter: Die Automatisierung galt jahrelang als sichere Bank, jetzt kämpft Siemens hier mit Rückgängen, die sich auch ins kommende Jahr ziehen dürften.
Trotzdem: Gewinne stabil
Das Positive an der Nachricht? Siemens hält seine Gewinnprognose auf Kurs. „Die Ertragskraft liegt ganz klar auf dem Niveau, das wir angekündigt haben“, so Thomas weiter.
Der Konzern rechnet weiterhin mit einem Gewinn von 10,40 bis 11,00 Euro je Aktie. Für die Aktionäre bedeutet das: Es gibt keinen Grund zur Panik. Im Gegenteil, Siemens plant sogar, die Dividende weiter zu erhöhen – ein klares Signal, dass das Unternehmen trotz der Herausforderungen profitabel bleibt.
Aktie zeigt sich unbeeindruckt
Die Börse reagiert auf die neuen Entwicklungen erstaunlich gelassen. Die Siemens-Aktie legte am Freitag im frühen Handel sogar leicht zu. Offenbar vertrauen die Anleger darauf, dass das Unternehmen die Umsatzprobleme in den Griff bekommt und durch stabile Gewinne und eine progressive Dividendenpolitik für Sicherheit sorgt.
Die schwachen Zahlen im Automatisierungsbereich scheinen damit vorerst eingepreist zu sein. Auch die Tatsache, dass die ursprünglichen Ziele nicht erreicht werden, scheint den Markt nicht zu verunsichern. Die Anleger setzen auf das langfristige Potenzial von Siemens – und auf die verlässlichen Erträge.
Herausforderung bleibt groß
Dennoch: Die Probleme im Automatisierungsbereich sind nicht von der Hand zu weisen. Besonders in China wird die Nachfrage schwächer, und der Druck auf die Industrie wächst. Siemens steht vor der Herausforderung, diese Rückschläge im kommenden Jahr zu kompensieren. Finanzvorstand Thomas machte keinen Hehl daraus, dass auch das nächste Halbjahr schwierig werden könnte.
Doch Siemens hat schon oft bewiesen, dass es auch in Krisenzeiten stabil bleibt. Die Aktie, die sich trotz der schlechten Nachrichten stabil zeigt, könnte ein Indiz dafür sein, dass die Anleger dem Konzern langfristig zutrauen, seine Strategie anzupassen und gestärkt aus dieser Phase hervorzugehen.