11. Februar, 2025

Unternehmen

Siemens Energy: KI als Heilsbringer oder überschätzte Hoffnung?

Nach einer spektakulären Berg- und Talfahrt stellt sich die Frage, wie viel von Siemens Energys Zukunft tatsächlich an der Künstlichen Intelligenz hängt. Steht das Unternehmen vor einer Wachstumsrevolution oder ist der KI-Hype übertrieben?

Siemens Energy: KI als Heilsbringer oder überschätzte Hoffnung?
Siemens Energy zwischen KI-Hype und Realität – Nach starkem Kursanstieg folgte der Absturz durch DeepSeek, nun erholt sich die Aktie wieder.

Siemens Energy zwischen Euphorie und Realität

Die letzten Monate waren für Siemens Energy eine Achterbahnfahrt. Erst der Höhenflug dank des KI-Booms, dann der Absturz durch DeepSeek – und jetzt die Erholung durch starke Zahlen.

Fakt ist: Siemens Energy spielt eine zentrale Rolle in der globalen Energiewende. Ob Wasserstoff-Technologien, Hochspannungsnetze oder Windkraft – das Unternehmen deckt große Teile der Energieinfrastruktur ab. Doch in den letzten Monaten stand besonders ein Thema im Fokus: die Rolle von Künstlicher Intelligenz (KI) in der Energiebranche.

Doch wie entscheidend ist KI wirklich für Siemens Energy?

Die KI-Euphorie: Ein Milliardenmarkt mit Energiehunger

Goldman Sachs-Analysten sehen Siemens Energy als klaren Profiteur des KI-Booms. Ihre Argumentation: Die steigende Nachfrage nach Rechenzentren, die für KI-Modelle unerlässlich sind, erfordert gigantische Mengen an Energie. Und genau hier komme Siemens Energy ins Spiel – mit Netztechnologien, Hochspannungsleitungen und Turbinen für die wachsenden Strombedarfe.

Besonders das Projekt "Stargate" – ein 500-Milliarden-Dollar-Investitionsprogramm von Unternehmen wie Nvidia, Microsoft und Meta zur Schaffung neuer KI-Infrastrukturen – gab Siemens Energy zuletzt einen kräftigen Börsenschub.

  • Die Aktie stieg um 20 %, als Trump das "Stargate"-Projekt ankündigte.
  • 2024 legte der Kurs um satte 320 % zu, dank der Euphorie rund um KI und Infrastruktur.

Doch nicht nur neue Investitionen treiben den Kurs, sondern auch die harte Realität: Rechenzentren sind enorme Stromfresser. Laut Siemens Energy steigt die globale Stromnachfrage in den nächsten Jahren um sechs bis acht Prozent jährlich, vor allem durch die Digitalisierungswelle.

Rechenzentren als Stromfresser – Die wachsende Nachfrage nach KI treibt den globalen Energiebedarf in die Höhe.

DeepSeek und die Angst vor sinkendem Energieverbrauch

Doch was der Markt gibt, kann er auch wieder nehmen. Der KI-Hype erlitt im Januar einen Dämpfer, als das chinesische Startup DeepSeek ankündigte, dass KI-Modelle künftig mit weniger Rechenleistung und somit weniger Energieverbrauch auskommen könnten.

Die Folge: Siemens Energy verlor innerhalb von Tagen 22 % an Börsenwert.

Denn wenn sich KI effizienter betreiben lässt, würde das langfristig den Bedarf an neuen Kraftwerken und Netzkapazitäten reduzieren. Ein Alptraum für Unternehmen, die auf den Mega-Stromhunger der Rechenzentren gesetzt hatten.

Doch die Panik hielt nicht lange:

  • Überzeugende Quartalszahlen (463 Mio. € Gewinn statt erwarteter 373 Mio. €) gaben der Aktie wieder Auftrieb.
  • Analysten widersprechen der DeepSeek-Angst: Eine effizientere KI bedeute nicht weniger Investitionen in Infrastruktur, sondern noch schnelleren Ausbau.

Wie wichtig ist KI wirklich für Siemens Energy?

Nach dem Hype und dem Schock bleibt die Frage: Ist KI für Siemens Energy ein entscheidender Faktor – oder nur ein Nebenschauplatz?

Pro KI als Wachstumstreiber:
Rechenzentren benötigen Unmengen an Strom – die Nachfrage nach Netzausbau und Hochspannungstechnologien steigt.
Politische Programme wie "Stargate" investieren Milliarden in neue Energieinfrastruktur.
Siemens Energy deckt viele Schlüsseltechnologien ab, um diese Expansion zu ermöglichen.

Kontra KI-Abhängigkeit:
❌ Der Anteil des KI-Stromverbrauchs ist noch gering – 2024 waren es nur 2 % des weltweiten Bedarfs, bis 2030 werden maximal 4 % erwartet.
Der Kerngeschäftsbereich bleibt klassische Energieinfrastruktur, nicht KI-spezifische Lösungen.
Wasserstoff und erneuerbare Energien bleiben die langfristigen Wachstumstreiber – nicht der KI-Stromhunger allein.

Fazit:
KI ist ein wichtiger, aber nicht der entscheidende Faktor für Siemens Energy. Das Unternehmen profitiert vom Boom, aber sein Geschäftsmodell steht nicht und fällt nicht mit der KI-Entwicklung.