16. Januar, 2025

Unternehmen

Siemens Energy in der Krise: Schweden legt 51 Windräder still

Der deutsche Energiekonzern kämpft erneut mit massiven Qualitätsmängeln bei seinen Windkraftanlagen. Ein Vorfall in Schweden bringt das Unternehmen unter Druck – und die Aktie ins Rutschen.

Siemens Energy in der Krise: Schweden legt 51 Windräder still
Stillstand in Schweden: Nach einem Rotorblattbruch wurden 51 Siemens-Windräder vom Netz genommen. Der Vorfall wirft erneut Fragen zur Qualitätssicherung auf.

Rotorblattbruch in Schweden

Die Nachricht schlug am Mittwochabend wie eine Bombe ein: In Schweden wurden 51 Windkraftanlagen des Typs Siemens Gamesa 5.X vorübergehend stillgelegt, nachdem erneut ein Rotorblatt gebrochen war.

Der betroffene Windpark, einer der größten des Landes, steht nun vollständig still. Für Siemens Energy bedeutet das einen weiteren Rückschlag in einer bereits angespannten Lage.

Die Anlagen, die unter der Marke der mittlerweile vollständig integrierten Tochter Siemens Gamesa vertrieben wurden, sind bereits seit längerem für Qualitätsprobleme bekannt.

„Wir haben die betroffenen Anlagen umgehend abgeschaltet, um weitere Vorfälle zu vermeiden und die Ursache des Schadens zu analysieren“, erklärte ein Unternehmenssprecher am Donnerstagmorgen.

Aktienkurs unter Druck

Die Probleme in Schweden blieben nicht ohne Auswirkungen auf die Börse. Die Siemens Energy-Aktie verlor am Donnerstagmorgen zeitweise 2,6 Prozent und erreichte ein Tagestief von 51,05 Euro. Zwar konnte sich der Kurs im Verlauf des Tages wieder leicht erholen, doch die Unsicherheit bleibt.

Quelle: Eulerpool

„Die wiederkehrenden Qualitätsprobleme bei Siemens Gamesa belasten das Vertrauen der Anleger und werfen Zweifel auf die langfristige Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens“, kommentierte ein Analyst der DZ Bank.

Tatsächlich kämpft Siemens Energy seit der vollständigen Übernahme von Siemens Gamesa mit massiven finanziellen und operativen Herausforderungen.

An der Börse unter Druck: Die Siemens Energy-Aktie verliert deutlich, nachdem neue Probleme bei Windkraftanlagen bekannt wurden.

Chronische Probleme bei Siemens Gamesa

Der aktuelle Vorfall ist nur die Spitze des Eisbergs. Bereits in den vergangenen Monaten hatte Siemens Gamesa mit einer Reihe von Problemen bei seinen Windkraftanlagen zu kämpfen. Besonders betroffen: die Onshore-Turbinen des Typs 5.X, die als Hoffnungsträger für das Geschäft mit Windenergie an Land galten.

Doch statt Erfolg brachten die Turbinen vor allem Negativschlagzeilen. Materialermüdung, Konstruktionsfehler und Probleme bei der Produktion zwangen Siemens Energy bereits dazu, den Vertrieb der Anlagen vorübergehend einzustellen und bestehende Projekte aufwendig nachzurüsten.

„Es handelt sich hier um Fehler, die nicht passieren dürfen“, kritisierte ein Brancheninsider. „In einem so wettbewerbsintensiven Markt wie der Windenergie kann ein solcher Imageschaden verheerend sein.“

Was wird aus Siemens Gamesa?

Die Übernahme von Siemens Gamesa im Jahr 2020 war als strategischer Schritt gedacht, um Siemens Energy zu einem weltweit führenden Anbieter für nachhaltige Energielösungen zu machen. Doch seitdem hat sich das Windkraftgeschäft eher als Belastung denn als Bereicherung erwiesen.


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„Die Integration von Siemens Gamesa hat mehr Probleme zutage gefördert, als man erwartet hatte“, erklärte ein Analyst von Goldman Sachs. „Es scheint, als habe man die Qualitätsprobleme und deren finanzielle Auswirkungen unterschätzt.“

Die Folge: Siemens Energy musste allein 2023 Rückstellungen in Milliardenhöhe bilden, um die Kosten für Nachbesserungen und Garantieansprüche zu decken.

Ein globales Problem für die Windindustrie

Doch die Probleme bei Siemens Gamesa sind kein Einzelfall. Die gesamte Windindustrie kämpft derzeit mit gestiegenen Kosten, Produktionsengpässen und technischen Herausforderungen. Hinzu kommen politische Unsicherheiten und ein globaler Preisdruck, der die Margen schrumpfen lässt.

„Die Hersteller haben sich in den letzten Jahren stark auf Innovationen konzentriert, um größere und effizientere Turbinen zu entwickeln. Dabei wurde die Qualitätssicherung offenbar vernachlässigt“, sagte ein Experte der Deutschen WindGuard.