München – Es ist ein Paradoxon der besonderen Art: Siemens Energy kämpft mit den Turbulenzen einer stürmischen Branche, während die Siemens AG selbst ihre Segel im Wind der digitalen Revolution erfolgreich gesetzt hat.
Die kluge Route durch das Meer der Wirtschaft hat für den Stammkonzern zu einem Umsatz- und Gewinnrekord geführt. In den digitalen Gewässern des Geschäftsjahres 2022/23 navigierte Siemens geschickt zu einem Umsatzplus von elf Prozent, was den Konzern wieder an das Ufer der Vorspaltungstage – inklusive Energietechnik – führt.
8,5 Milliarden Euro Gewinn nach Steuern. Eine Verdopplung zum Vorjahr, die beeindruckt.
Die Zahlen sind beeindruckend: Der Gewinn nach Steuern nahezu verdoppelt auf 8,5 Milliarden Euro – endlich wieder positive Nachrichten für Aktionäre. Die Aktionäre dürfen sich über eine erhöhte Dividende von 4,70 Euro je Aktie freuen, ein klares Zeichen des Vertrauens und der Stärke. Doch der Stolz der Siemens-Familie, die Energy-Sparte, ist in schweres Wetter geraten. Ein Rekordverlust von 4,6 Milliarden Euro lässt die Alarmsirenen ertönen, und es sind staatliche Rettungsboote, die nun zu Hilfe eilen müssen.
Doch die Verwandtschaft hält zusammen: Siemens springt ein und erwirbt für zwei Milliarden Euro ein Aktienpaket an einem Gemeinschaftsunternehmen in Indien, ein Zeichen der Solidarität, aber auch der wirtschaftlichen Vernunft.
Trotz angespannter Beziehungen und gegenläufiger Strategien bleibt das Band zwischen den Konzerngiganten intakt.
Siemens-CEO Roland Busch und Siemens-Energy-Chef Christian Bruch halten den Dialog offen, konstruktiv und zukunftsorientiert.
Für die Zukunft plant Siemens weiterhin mit Optimismus. Trotz eines herausfordernden Umfelds und geschrumpfter Margen in der Medizintechnik sieht der Konzern einem Wachstum von vier bis acht Prozent entgegen.
Auch die Investoren teilen diese Zuversicht – der Aktienkurs klettert nach Bekanntgabe der Jahresbilanz um fünf Prozent.
Die Herausforderungen bleiben indes bestehen: In der digitalen Industrie, Siemens' Vorzeigesparte, kühlt die Konjunktur ab und der Auftragseingang sinkt. Strategische Überlegungen stehen in der Medizintechnik an, wo die Labordiagnostik nach wie vor schwächelt und Gerüchte um eine mögliche Trennung kursieren.
Dennoch hält Siemens Kurs, mit geplanten Investitionen von zwei Milliarden Euro in neue Werke weltweit, die Hälfte davon im Herzen Deutschlands.
Im Portrait: Wer ist Siemens CEO Roland Busch?
Roland Busch, geboren am 22. November 1964 in Erlangen, Westdeutschland, ist eine bedeutende Persönlichkeit in der Welt der Wirtschaft und Technologie.
Derzeit ist er seit 2021 als CEO der Siemens AG tätig. Sein akademischer Hintergrund ist tief in der Physik verwurzelt; er erlangte ein Diplom mit Schwerpunkt auf der Quantenchromodynamik und promovierte im Bereich der Hochtemperatur-Supraleitung.
In seiner Laufbahn bei Siemens bekleidete Busch mehrere Führungsfunktionen, unter anderem als Chief Technology Officer und Chief Operating Officer, bevor er die Spitzenposition im Unternehmen übernahm.
Sein Leben außerhalb des Büros zeichnet sich durch eine starke Arbeitsethik aus. Er ist oft der Erste im firmeneigenen Fitnessstudio und seine Leidenschaft für Musik, insbesondere das Gitarrespielen, erinnert an seine Zeit in einer lokalen Band während seiner Schulzeit.
Seine politische Haltung ist zentristisch, mit einem Fokus auf praktische Lösungen für den Klimawandel und einer Befürwortung der Vorteile des Kapitalismus zur Verbesserung der Lebensstandards und zur Verringerung der Armut.
Seine Beiträge und seine Führungsrolle bei Siemens wurden 2023 mit dem Bayerischen Verdienstorden gewürdigt.