Der schockierende Vorfall auf dem Magdeburger Weihnachtsmarkt, bei dem fünf Menschen ums Leben kamen und zahlreiche weitere schwer verletzt wurden, stellt die Frage in den Raum, ob diese Gewalttat hätte verhindert werden können. Der Täter, Taleb A., war den Behörden nicht unbekannt. Verschiedene Hinweise aus der Vergangenheit werfen nun ein Schlaglicht auf mögliche Versäumnisse.
Im Spätsommer 2023 erhielt das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge einen zunächst unspezifischen Hinweis auf Taleb A., der auch in Saudi-Arabien auf ihn aufmerksam machte. Ende November wurde daraufhin ein Verfahren eingeleitet. Taleb A. hatte Kontakte zu Behörden, fiel jedoch bisher nicht durch Gewalthandlungen auf, wie BKA-Chef Holger Münch in einem Interview mit dem ZDF erklärte.
Der Täter, ein 50-jähriger Arzt aus Bernburg, raste mit einem Mietwagen in eine Menschenmenge auf dem Weihnachtsmarkt in Magdeburg. Unter den Opfern befand sich auch ein neunjähriges Kind. Kurz nach der Tat wurde er festgenommen. Taleb A. lebt seit 2006 in Deutschland und ist als islamkritischer Aktivist bekannt. Bundesinnenministerin Nancy Faeser versprach eine gründliche Aufklärung der Hintergründe, insbesondere was die Informationslage der Behörden anbelangt.
Bereits vor Jahren war Taleb A. durch Drohungen und Beleidigungen auffällig geworden. In Mecklenburg-Vorpommern wurde er 2013 zu einer Geldstrafe verurteilt, da er angekündigt hatte, eine Tat von internationaler Tragweite zu begehen. Damals ergaben sich jedoch keine Hinweise auf eine ernsthafte Anschlagsvorbereitung.
Ein abschließendes Motiv für die Tat konnte bislang nicht bestimmt werden. Aussagen des Täters klingen wirr, und es gibt keine Hinweise auf islamistisch motivierte Hintergründe. Der Generalbundesanwalt und das BKA untersuchen weiterhin, ob die Tat politisch motiviert gewesen sei.
Der heimische Sicherheitsapparat gerät nun erneut in die Kritik. Trotz verschärfter Sicherheitsvorkehrungen gelang es Taleb A., mit einem Fahrzeug den Weihnachtsmarkt zu erreichen. Stimmen werden lauter, dass das bestehende Sicherheitskonzept überprüft und verbessert werden muss. Insbesondere die Kombination aus Fahrzeugen und Menschenansammlungen stellt seit Langem eine bekannte Gefahr dar.