Ein unkontrollierter Sturzflug, ausgelöst durch die Bewegung eines Pilotensitzes – was sich wie ein seltenes Szenario anhört, hat Boeing und die weltweite Luftfahrtindustrie in Alarmbereitschaft versetzt.
Im März dieses Jahres ereignete sich an Bord einer Boeing 787 Dreamliner von Latam Airlines ein Vorfall, der die Stabilität und Sicherheit des modernen Passagierflugzeugs infrage stellt.
Über 50 Passagiere erlitten Verletzungen, als das Flugzeug aufgrund einer unbeabsichtigten Bewegung des Kapitänssitzes abrupt in den Sinkflug überging.
Dieser Vorfall war nicht der einzige seiner Art. Die US-Luftfahrtbehörde FAA reagierte prompt und ordnete am Montag die Inspektion von Hunderten Boeing 787 Flugzeugen an.
Nach fünf gemeldeten Fällen, bei denen der Kapitäns- oder Erster Offizierssitz eine unkontrollierte Bewegung ausführte und den Autopiloten deaktivierte, ist die Sorge groß, dass weitere Flugzeuge betroffen sein könnten.
Boeing unter Druck
Für Boeing kommt dieser Vorfall zu einem denkbar schlechten Zeitpunkt. Der amerikanische Flugzeughersteller kämpft bereits seit Jahren mit Vertrauensproblemen, hervorgerufen durch die 737 MAX-Krise und andere technische Schwierigkeiten.
Dass nun auch die 787 Dreamliner – ein Flaggschiff in Boeings Flotte – Sicherheitsbedenken hervorruft, könnte das Vertrauen der Airlines und Passagiere weiter erschüttern.
Betroffen von der Anweisung der FAA sind 158 in den USA registrierte Dreamliner sowie 737 Flugzeuge weltweit. Innerhalb von 30 Tagen müssen die betroffenen Fluggesellschaften die Pilotensitze auf defekte Kippschalter und beschädigte Abdeckungen überprüfen und gegebenenfalls austauschen.
Es bleibt zu hoffen, dass diese Maßnahmen ausreichen, um weitere Zwischenfälle zu verhindern.
Latam Airlines und Boeing schweigen
Latam Airlines, die Fluggesellschaft, deren Dreamliner in den gefährlichen Sinkflug geriet, sowie Boeing selbst, haben bislang keine Stellungnahmen zu den Vorfällen abgegeben.
Angesichts der potenziellen Gefahr, die von den defekten Pilotensitzen ausgeht, dürfte das Schweigen der Beteiligten jedoch nicht lange anhalten.
Die FAA erklärte, dass sie die Situation sehr ernst nehme und Boeing verpflichtet sei, umgehend Maßnahmen zu ergreifen, um die Sicherheit der Passagiere und Besatzung zu gewährleisten.
Auch die 777-9 unter Beobachtung
In einer weiteren Hiobsbotschaft musste Boeing am selben Tag bekanntgeben, dass die Testflüge der noch nicht zertifizierten 777-9 vorübergehend ausgesetzt wurden.
Der Grund: Ein defektes Bauteil, entdeckt bei einem Wartungscheck, könnte die strukturelle Integrität des Flugzeugs beeinträchtigen.
Die 777-9, ein lang erwartetes Modell, das die 777-Flotte erweitern soll, befindet sich seit Juli in der Zertifizierungsphase. Dieser neue Vorfall könnte jedoch zu weiteren Verzögerungen führen und die Unsicherheiten rund um Boeings neue Modelle vergrößern.
Ein angeschlagener Riese
Boeing befindet sich in einer schwierigen Phase. Der Ruf des Unternehmens, einst ein Symbol für Innovation und Sicherheit in der Luftfahrt, ist stark angeschlagen.
Jeder neue Zwischenfall, sei es bei der 787 Dreamliner oder der 777-9, könnte langfristige Folgen für die Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens haben.
Für die Airlines, die sich auf die Zuverlässigkeit ihrer Flugzeuge verlassen müssen, sind solche Vorfälle ein Alptraum. Für die Passagiere, die sich ihrer Sicherheit an Bord sicher sein möchten, stellen sie eine ernste Besorgnis dar.