Der überraschende Erfolg von Shell in einem Berufungsverfahren vor einem niederländischen Gericht scheint auf den ersten Blick ein Rückschlag für engagierte Klimaschützer zu sein. Bei genauerem Hinsehen offenbart sich jedoch ein komplexeres Bild, das den Fortschritt im Klimaschutz keineswegs stoppen könnte. Das Berufungsgericht in Den Haag hob am Dienstag ein bahnbrechendes Urteil von 2021 auf, das den Öl- und Gaskonzern dazu verpflichtete, seine Anstrengungen zur Emissionsreduzierung zu beschleunigen. Obwohl die neue Entscheidung die unmittelbare Forderung an Shell zurücknimmt, bleibt die zentrale Kernaussage bestehen: Das Unternehmen trägt weiterhin die Verantwortung, gefährlichem Klimawandel durch eine deutliche Senkung seiner Emissionen entgegenzuwirken. Thom Wetzer, außerordentlicher Professor für Recht und Finanzen an der Universität Oxford, betrachtete diesen juristischen Sieg eher als 'Pyrrhussieg'. Der Sieg könnte lediglich eine Verzögerung für die bevorstehenden, unvermeidlichen Anpassungen bei Shell darstellen. Für den Energiemarkt könnte dies bedeuten, dass die Herausforderungen im Bereich nachhaltiger Transformation für große Konzerne weiterhin hohe Priorität haben werden.