Die Entscheidung eines zivilen Gerichts in Den Haag markiert einen Wendepunkt im Kampf gegen den Klimawandel. Vor drei Jahren noch durften Umweltschutzaktivisten ein wegweisendes Urteil gegen Shell als Meilenstein feiern; nun wurde dieses jedoch aufgehoben. Der Energieriese Shell ist nicht mehr gezwungen, in den kommenden Jahren seinen CO2-Ausstoß um 45 Prozent zu reduzieren – weder den aus den Emissionen der Kunden noch den eigenen.
Diese rechtliche Entscheidung kommt für viele Beobachter überraschend und symbolisiert einen Rückschlag für die Klimaschutzbewegung. Die Ölindustrie verzeichnet derweil immense Milliardengewinne, und das trotz – oder gerade wegen – der heftigen Kontroversen über steigende Kosten, Stellenabbau und das Abflauen der Diskussionen um nachhaltiges Wachstum. Es ist der vermeintlich heißeste Sommer aller Zeiten, und doch scheinen Klimawissenschaft und wirtschaftliche Interessen in widersprüchlichen Welten zu leben.
Die Freude bei den großen Akteuren der Ölindustrie ist unübersehbar, während ökologisch gesinnte Stimmen mit Besorgnis auf die aktuelle Entwicklung blicken. Die Verkündung des Urteils wirft neue Fragen auf: Kann die Klimaschutzbewegung erneut an Fahrt aufnehmen, oder erleben wir tatsächlich den Beginn einer Ära der Resignation?