Durch die Gänge ihres lokalen Target-Geschäfts schlendernd, wägt Shani Curry aus North Miami Beach, wie viele andere, fortwährend die tatsächlichen Preise der Produkte gegen ihre Vorstellung ab, was sie dafür ausgeben möchte. Doch im Gegensatz zu den meisten passiert dies bei ihr meistens vor den Augen ihrer 129.000 Instagram-Follower, die zusehen, wie Curry ihre Einkaufstouren aufzeichnet oder live auf Instagram streamt.
Curry, 41, Gründerin von Purse Empowerment, einem finanziellen Beratungsunternehmen, das das Konsumverhalten ihrer Kunden optimieren soll, betont in ihrer Instagram-Biografie, dass sie in der Lage sei, die Kreditwürdigkeit ihrer Klienten innerhalb von drei Monaten zu verbessern und schlechte Ausgabengewohnheiten zu eliminieren.
Die Absolventin der Miami Central Senior High School und gelernte Journalistin der Florida Atlantic University (Abschluss im Jahr 2005) arbeitete nach dem Studium zwei Jahre im Marketing für Home Depot. Als die Abteilung geschlossen wurde, verkaufte sie Autos bei einem Lexus-Händler, bis eine zufällige Begegnung ihren beruflichen Werdegang veränderte: Ein beeindruckter Käufer vermittelte ihr eine Stelle bei Wachovia, heute bekannt als Wells Fargo, wo sie fünf Jahre tätig war.
2015 startete Curry, die erlernten Kenntnisse und Fertigkeiten zur Finanzverwaltung und Kundenbetreuung auf ihrem Instagram-Kanal @shanicurry_ zu teilen. Vor der Pandemie im März 2020 zählte sie 15.000 Follower, die innerhalb eines Jahres auf 50.000 anwuchsen. „Die Pandemie spielte eine große Rolle bei meiner Viralisierung,” erklärt sie rückblickend. Ihr Content umfasst 30-sekündige Videos zu allgemeinen Finanzfragen, wie z.B. was beim Autokauf zu beachten ist. Ein besonders beliebter Clip über Kreditkartennutzung erreichte mehr als 2 Millionen Aufrufe.
Curry reflektiert in ihren Videos die Psychologie des Geldverhaltens. Das Filmen von Videos bei Target ist aus ihren eigenen Einkaufserfahrungen heraus entstanden. Während sie dort Inhalte kreiert, erkundet sie auch ihre eigenen Verhaltensweisen und erinnert ihre Follower daran, dass es klüger ist, von einer Einkaufsliste zu shoppen, als impulsgesteuert zu handeln.
Dank ihrer Erfahrung im Verkauf und Beobachtungen in Einkaufszentren konnte Curry wertvolle Lektionen über gesundes Ausgabeverhalten jenseits der Lehrbücher gewinnen. Sie rät, nicht im emotional aufgewühlten Zustand einkaufen zu gehen, da dies zu impulsivem Kaufverhalten führen kann.
Darüber hinaus hebt Curry hervor, wie verbindend Geld sein kann: „Unser Geld kann uns durch gemeinsames Essen, Reisen oder besondere Anlässe wie VIP-Bereiche zusammenbringen.” Je nach individueller Finanzsituation sei es wichtig, die „Cash-Community” zu überdenken.
Ihr nächstes Ziel ist es, Programme und sichere Räume zu schaffen, in denen Menschen die Vorteile eines klugen Ausgabeverhaltens diskutieren und ihre Erfahrungen teilen können. Sie ist überzeugt, dass durch persönliche Treffen eine neue Community entstehen kann.
Geld mag vieles kaufen können, doch wahres Glück findet man damit nicht zwingend, meint Curry: „Glück hängt davon ab, dass Dinge passieren. Wenn man sein Geld eng an das Glück bindet, könnte man in schwierigen Zeiten ziemlich deprimiert sein – ohne Geld für eine Therapie."