Nach Angaben von Ärzte ohne Grenzen hat die sexuelle Gewalt gegen Migranten auf der Route Richtung USA im Darién-Dschungel zwischen Kolumbien und Panama stark zugenommen. Seit Beginn des Jahres wurden 397 Menschen von der Organisation behandelt, die Opfer sexueller Gewalt wurden. Allein im Oktober wurden 107 Fälle registriert.
Opfer gaben an, von bewaffneten Männern überfallen und vergewaltigt worden zu sein. Die schwer zugängliche Region ist insbesondere für Migranten gefährlich, da sie von bewaffneten Banden kontrolliert wird. "Diese Gewalt muss gestoppt werden. Sie hat gravierende Auswirkungen auf die physische und psychische Gesundheit der Opfer", sagte Carmenza Gálvez, medizinische Koordinatorin von Ärzte ohne Grenzen in der Region. "Es besteht die Gefahr von Verletzungen, sexuell übertragbaren Krankheiten, ungewollten Schwangerschaften sowie Schuldgefühlen, Depressionen und Angstzuständen."
Der sogenannte Tapón del Darién, eine Lücke im panamerikanischen Autobahnsystem, führt über eine rund 100 Kilometer lange Wanderung von Kolumbien nach Panama. Dieser Marsch kann bis zu zehn Tage dauern. Der Darién-Dschungel ist eine der gefährlichsten Migrationsrouten der Welt. Neben dem unwegsamen Territorium und den gefährlichen Gebirgen und Sümpfen sind es vor allem die aktiv operierenden Banden, die diese Route zu einem Risiko machen. Seit Jahresbeginn haben fast 460.000 Migranten den Darién-Dschungel durchquert, wobei die Mehrheit aus Venezuela, Haiti und Kuba stammt und in die USA gelangen möchte.