Es hätte eine entscheidende Woche für Wolodymyr Selenskyj werden sollen. Doch nach einem straffen Terminplan und Treffen auf höchster Ebene verlässt der ukrainische Präsident Washington mit leeren Händen.
Der erhoffte Durchbruch in den Beziehungen zu den USA blieb aus, und statt klarer Zusagen kassierte Selenskyj gleich mehrere Rückschläge.
Am Donnerstag, kurz nach 17 Uhr Ortszeit, stieg Selenskyj wortlos in seine Limousine. Hinter ihm das Eisenhower Building, in dem er noch vor wenigen Stunden auf konkrete Hilfe gehofft hatte.
Der Empfang von Präsident Joe Biden war zwar höflich, doch was Selenskyj dringend benötigte, bekam er nicht: die Erlaubnis, Langstreckenraketen gegen russische Ziele einzusetzen.
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Bidens zögerliche Unterstützung
Statt militärischer Unterstützung gab es von Biden nur ein weiteres Hilfspaket. 2,4 Milliarden Euro, teilweise für Waffen, die noch nicht einmal produziert sind. „Es ist noch viel Arbeit zu tun“, erklärte Biden knapp und ließ offen, wie es weitergehen soll. Für Selenskyj eine enttäuschende Bilanz nach einer Woche intensiver Verhandlungen.
In Washington schwindet der Rückhalt. Der Frust wächst, selbst bei jenen, die die Ukraine bisher konsequent unterstützt haben.
„Die Geduld ist am Ende“, sagte ein hochrangiger US-Politiker.
„Wir hören immer wieder, dass diese oder jene Waffe den entscheidenden Unterschied machen wird, aber auf dem Schlachtfeld ändert sich kaum etwas.“ Selenskyj muss endlich einen klaren Plan liefern, wie er den Krieg beenden will – doch dieser Plan bleibt vage.
Trump nutzt seine Chance
Während Biden Selenskyj nur einen symbolischen Scheck ausstellte, nutzte Donald Trump die Gelegenheit, um den ukrainischen Präsidenten bloßzustellen. Noch vor seiner Abreise hatte es Gerüchte gegeben, dass Selenskyj den ehemaligen Präsidenten treffen würde.
Doch Trump machte ihm einen Strich durch die Rechnung. Er verspottete Selenskyj öffentlich als „Geschäftsreisenden“, der bei jedem Besuch Milliarden kassiere.
Dann kam der nächste Schlag: Trump ließ über seine Plattform „Truth Social“ eine Nachricht verbreiten, in der Selenskyj in unterwürfigem Ton um ein Treffen bat.
„Ich würde dieses Treffen wirklich gern machen“, hieß es in der Nachricht.
Es war ein taktischer Fehler, der den Ukrainer schwach und bedürftig erscheinen ließ – genau das, was Trump für seine politischen Zwecke nutzen wollte.
Ein Desaster für Selenskyj
Für Selenskyj endet die Woche in Washington als diplomatisches Desaster. Von Biden bekam er nicht, was er wollte. Trump nutzte die Situation zu seinem Vorteil, und selbst die Ukraine-Unterstützer in Washington stellen langsam infrage, ob der Präsident überhaupt noch einen klaren Plan hat. Selenskyj bleibt nichts anderes übrig, als nach Kiew zurückzukehren und sich auf die kommenden, noch härteren Monate vorzubereiten.