Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat in einer Rede vor dem Parlament eine bemerkenswerte strategische Flexibilität hinsichtlich der vorübergehenden Kontrolle ukrainischer Gebiete durch Russland angedeutet. In einer Rede stellte er seine Sichtweise dar, dass die Ukraine möglicherweise die politische Entwicklung in Moskau abwarten müsse, um langfristig ihre Ziele zu erreichen und volle territoriale Wiederherstellung zu gewährleisten. In diesem Kontext thematisierte er auch einen umfassenden Plan, der helfen soll, den russischen Druck effektiv zu begegnen. Die internationale Presse spekuliert bereits seit einiger Zeit über das Szenario eines eingefrorenen Konfliktzustands entlang der gegenwärtigen Frontlinie, der keine formellen Gebietsabtretungen seitens Kiews an den Kreml beinhalten würde. Präsident Selenskyj stellte jedoch klar, dass formale Abtretungen ukrainischer Landstriche für ihn nicht in Frage kommen. Er betonte das unveräußerliche Recht der Ukraine auf ihr gesamtes Staatsgebiet und pochte darauf, dass die Ukraine nicht zu einem Werkzeug in internationalen Wahlkämpfen werde. Bereits im Oktober hatte Selenskyj einen an die westlichen Verbündeten gerichteten Plan präsentiert, der in fünf Punkten den Sieg über Russland beschreiben sollte. Das neue Stabilitätskonzept fokussiert sich auf militärische, ökonomische und gesellschaftliche Anstrengungen innerhalb des Landes. Weitere konkrete Einzelheiten sollen im Dezember bekanntgegeben werden. Der Krieg gegen die russische Invasion dauert mittlerweile 1.000 Tage an.