„Wir brauchen mehr als Worte.“ Mit dieser klaren Botschaft empfing der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj Friedrich Merz im Präsidentenpalast von Kiew. Während draußen Minusgrade herrschten, war die Stimmung im Inneren alles andere als frostig – dafür sorgte Selenskyj selbst mit seinem unmissverständlichen Ton.
Sicherheitsgarantien, Waffen, Bodentruppen: Der ukrainische Präsident ließ keinen Zweifel daran, was er vom Westen erwartet.
Bodentruppen in der Ukraine? Ein Pulverfass
Selenskyj brachte erneut die Idee ins Spiel, westliche Truppen in der Ukraine zu stationieren – zumindest bis das Land Nato-Mitglied wird. „Macron hat diese Idee unterstützt, und wir brauchen sie dringend,“ so Selenskyj. Es gehe um ein klares Signal an Russland, dass der Westen bereit sei, über Worte hinauszugehen.
Merz hingegen blieb vorsichtig. Auf die Forderung nach Truppen ging er nicht ein. Stattdessen hob er die Notwendigkeit hervor, die Ukraine in die Lage zu versetzen, sich selbst zu verteidigen. „Das Ziel ist ein schneller Frieden, aber Frieden wird es nur geben, wenn Putin verhandelt – und das tut er nur, wenn die Ukraine stark bleibt.“
Waffen, die den Krieg entscheiden könnten
Einigkeit herrschte zumindest in einem Punkt: Die Ukraine braucht moderne Waffen, um ihre Position zu stärken. Selenskyj machte deutlich, dass die Lieferung von Taurus-Marschflugkörpern für ihn eine Priorität sei. „Diese Waffen könnten den Unterschied machen.“
Merz zeigte sich bereit, eine Lieferung zu prüfen, sollte er Kanzler werden. „Ihre Armee muss die Fähigkeit haben, russische Militärziele zu treffen, aber ohne Zivilisten zu gefährden,“ sagte der CDU-Chef.
Kanzler Olaf Scholz hatte solche Lieferungen bislang abgelehnt, doch Merz positioniert sich klar: „Die Ukraine darf nicht mit halben Maßnahmen abgespeist werden.“
Europas Verantwortung wächst
Ein weiteres zentrales Thema war die Rolle Europas. Beide Politiker waren sich einig, dass die EU mehr Verantwortung übernehmen muss – besonders, wenn sich die US-Politik unter einem möglichen Präsidenten Trump verändern sollte.
Merz schlug eine Kontaktgruppe vor, bestehend aus Deutschland, Frankreich, Großbritannien und Polen. Selenskyj fügte hinzu, dass auch Dänemark als Vertreter Skandinaviens teilnehmen sollte.
„Europa darf sich nicht hinter den USA verstecken,“ betonte Merz. „Wir müssen zeigen, dass wir nicht nur solidarisch sind, sondern auch handlungsfähig.“
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