Der Bodensee könnte bald zur Energiequelle für unzählige Haushalte werden. Die Landesregierung von Baden-Württemberg plant, die Seethermie weiter auszubauen, wie das Umweltministerium des Landes mitteilte. „Gegenwärtig wird untersucht, wie zusätzliches Kapital mobilisiert werden kann, um die erheblichen Anfangsinvestitionen zu erleichtern“, so eine Sprecherin des Ministeriums. Seit Jahresbeginn hat Baden-Württemberg den Vorsitz in der Internationalen Bodenseekonferenz inne und setzt somit ein klares Zeichen für innovative Energielösungen. Bei der Seethermie wird Wasser aus einer Tiefe von 20 bis 40 Metern des Bodensees entnommen, das konstant Temperaturen zwischen vier und zehn Grad Celsius aufweist. Aus diesem Grund sind größere Anlagen erforderlich, um das Wasser nutzbar zu machen. Ein Wärmetauscher entzieht dem Wasser die Wärme, bevor es leicht abgekühlt wieder in den See zurückfließt. In einem zweiten Schritt wird das Wasser mithilfe einer Wärmepumpe auf die benötigte Heiztemperatur gebracht. Diese soll durch Strom aus Solaranlagen betrieben werden. Umweltministerin Thekla Walker sieht in der Seethermie ein großes, bislang weitgehend ungenutztes Potenzial: „Die Seethermie bietet eine erhebliche Chance, um am Bodenseeufer CO2-neutral zu heizen. Solche kreativen, regionalen Ansätze sind essenziell, um die Wärmewende zu fördern.“ Am baden-württembergischen Ufer sind bereits zwei Projekte konkret in der Planung – eines in Meersburg und eines in Konstanz. Auch andere Städte wie Friedrichshafen, Radolfzell und Überlingen befinden sich in Planungsphasen. Darüber hinaus erwägen Gärtnereibetriebe auf der Insel Reichenau, ihre Gewächshäuser mit Seewärme zu beheizen. Zudem arbeiten Österreich und die Schweiz an ähnlichen Projekten; letztere gelten als Vorreiter auf diesem Gebiet. Das geplante Projekt in Meersburg ist nicht nur das erste am deutschen Teil des Bodensees, sondern auch eines der ersten deutschlandweit. Ab 2026 soll es in Betrieb gehen und bis zu 320 Wohngebäude und Betriebe versorgen können.