07. September, 2024

Politik

Secret-Service-Chefin räumt schwerstes Versagen seit Jahrzehnten ein

Secret-Service-Chefin räumt schwerstes Versagen seit Jahrzehnten ein

Nach dem Attentat auf Ex-Präsident Donald Trump steht der US-Secret Service massiv in der Kritik. Geheimdienstchefin Kimberly Cheatle gestand während einer Anhörung im US-Kongress Fehler der Behörde ein, beantwortete jedoch viele der gestellten Fragen nicht und verwies auf laufende Ermittlungen. Sie wies indes Forderungen nach einem Rücktritt vehement zurück.

Der Vorfall sorgt für Rätsel: Bei einem Wahlkampfevent hatte ein 20-jähriger Attentäter von einem unbemerkten Dach aus Schüsse auf die Bühne abgefeuert. Ein Scharfschütze des Secret Service eliminierte den Angreifer, bevor weitere Schäden angerichtet werden konnten. Eine Kugel traf Trump am Ohr, ein Teilnehmer wurde tödlich verletzt, zwei weitere erlitten Verletzungen. Cheatle entschuldigte sich persönlich bei Trump.

Das Firmengebäude, von dem aus die Schüsse fielen, befand sich 183 Meter von der Bühne entfernt und lag außerhalb der geschützten Sperrzone des Secret Service. Cheatle räumte ein, dass auf dem Schrägdach des Gebäudes keine Agenten positioniert waren, was bei einigen Abgeordneten auf Unverständnis stieß. Kritiker wiesen darauf hin, dass das Dach hinter der Bühne, auf dem Scharfschützen positioniert waren, noch steiler gewesen sei.

Trotz mehrerer Hinweise auf den Attentäter entschied sich der Secret Service erst kurz vor der Tat, ihn als Bedrohung einzustufen. Cheatle argumentierte, dass verdächtiges Verhalten nicht automatisch eine Bedrohung darstelle und betonte die Schwierigkeit, in Echtzeit richtige Entscheidungen zu treffen.

Die Anhörung im Repräsentantenhaus verschärfte die politische Debatte. Einige Republikaner wie Lisa McLain und Marjorie Taylor Greene äußerten Verschwörungstheorien und stellten Fragen nach einer möglichen Vertuschung oder gar einer gezielten Verschwörung gegen Trump. Cheatle wies diesen Verdacht entschieden zurück.

Frustration und Unzufriedenheit über Cheatles Antworten waren parteiübergreifend deutlich spürbar. Die Republikanerin Anna Paulina Luna unterstellte Cheatle falsche Aussagen unter Eid und der Abgeordnete Pat Fallon forderte lautstark ihre Entlassung, mit einem bissigen Verweis auf Cheatles frühere Tätigkeit bei PepsiCo. Trotz der scharfen Kritik sieht Cheatle sich weiterhin als die beste Person, um den Secret Service zu führen, und kündigte umfassende Untersuchungen an.

James Comer, Vorsitzender des Aufsichtsausschusses im Repräsentantenhaus, und Jamie Raskin, demokratischer Vize, kritisierten das operative Versagen des Secret Service scharf. Während Comer betonte, dass der Angriff vermeidbar gewesen sei, erinnerte Raskin an die alltägliche Bedrohung durch Waffengewalt in den USA.