13. September, 2024

Politik

Schwerste Angriffe seit Kriegsbeginn: Russland attackiert mit Raketen und Drohnen

Schwerste Angriffe seit Kriegsbeginn: Russland attackiert mit Raketen und Drohnen

In einer der bislang drastischsten Eskalationen des andauernden Krieges hat Russland die Ukraine mit einer Welle aus Raketen, Marschflugkörpern und Drohnen überzogen. Nach Angaben von Ministerpräsident Denys Schmyhal wurden in 15 der insgesamt 24 ukrainischen Regionen Treffer verzeichnet. "Es gibt Tote und Verletzte," erklärte er auf Telegram. Schwerpunkt der Angriffe sei erneut das Energiesystem des Landes gewesen, was zu Stromausfällen und Notabschaltungen in Kiew und anderen Teilen der Ukraine führte.

Präsident Wolodymyr Selenskyj bezifferte die Angriffe auf über 100 Raketen und eine ähnliche Anzahl an Kampfdrohnen. Er erneuerte den dringenden Appell an westliche Partner, den Einsatz westlicher Waffen gegen strategische Ziele tief in Russland zu gestatten. "Jeder Führer, jeder Partner von uns weiß, welche starken Entscheidungen notwendig sind, um diesen Krieg zu beenden, und zwar auf faire Weise," betonte Selenskyj. Ähnlich äußerten sich sein Stabschef Andrij Jermak sowie Außenminister Dmytro Kuleba.

Während die Angriffe den ganzen Vormittag andauerten, kamen die Berichte über Opfer und Schäden nur schleppend herein. Erste behördliche Angaben sprachen von fünf Toten und 17 Verletzten. Die Bombardierungen ereigneten sich zu einem Zeitpunkt, als viele Ukrainer nach dem Wochenende und der Feierlichkeit zum Unabhängigkeitstag wieder zur Arbeit gingen. In Kiew endete der Luftalarm nach fast acht Stunden, wobei Videos zeigen, wie sich Menschen in U-Bahnstationen drängten, um Schutz zu suchen.

Die ukrainische Luftwaffe berichtete, dass Russland unter anderem elf Langstreckenbomber Tu-95 einsetzte, die Marschflugkörper abfeuerten. Zudem wurden Hyperschallraketen vom Typ Kinschal und Marschflugkörper vom Typ Kalibr auf die Ukraine abgeschossen. Dutzende Drohnen wurden ebenfalls im Luftraum registriert. Angaben zu Treffern auf militärische Ziele blieben wie üblich aus.

Aufgrund der Nähe der Angriffe zur polnischen Grenze ließ das polnische Militär Abfangjäger aufsteigen. Auch Flugzeuge anderer verbündeter Länder waren laut der Nachrichtenagentur PAP im Einsatz.

Die Angriffe verursachten weitreichende Notabschaltungen im Stromnetz der Ukraine. "Der Feind lässt nicht von seinen Plänen ab, den Ukrainern das Licht auszuschalten," schrieb Energieminister Herman Halutschschtenko auf Facebook. Der Stromversorger Ukrenerho sowie andere Energiefirmen bemühen sich, das Netz durch gezielte Abschaltungen zu stabilisieren, was die Wasserversorgung ebenfalls beeinträchtigt.

Seit Ende 2023 hat Russland mehrfach kombinierte Luftangriffe gestartet, um entscheidende Teile der ukrainischen Energieinfrastruktur lahmzulegen. Bei einem besonders heftigen Angriff im Dezember letzten Jahres kamen über 30 Menschen ums Leben. Die Ukraine verteidigt sich seit Februar 2022 gegen die groß angelegte Invasion Russlands und hatte erst kürzlich den 33. Jahrestag ihrer Unabhängigkeit von der Sowjetunion gefeiert.