02. November, 2024

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Schwerer Rückschlag für Amazonienschutz: Mato Grosso beendet Anreize für Soja-Moratorium

Schwerer Rückschlag für Amazonienschutz: Mato Grosso beendet Anreize für Soja-Moratorium

In Brasilien droht ein historisches Abkommen, das wesentlich zur Verringerung der Abholzung im Amazonasgebiet beigetragen hat, an Bedeutung zu verlieren. Denn der Bundesstaat Mato Grosso, größter Soja-Produzent des Landes, hat kürzlich ein Gesetz verabschiedet, das Anreize für Unternehmen abschafft, die an Vereinbarungen zur Begrenzung von Landwirtschaft auf legal abgeholzte Flächen teilnehmen. Das Gesetz, das in der vergangenen Woche beschlossen wurde, zielt darauf ab, das Soja-Moratorium zu annullieren. Das 2006 ins Leben gerufene Abkommen entstand als Reaktion auf eine Greenpeace-Untersuchung, die aufgezeigt hatte, dass illegal abgeholztes Land zur Soja-Produktion für große US-Rohstoffkonzerne genutzt wurde. Damals verpflichteten sich Unternehmen wie Cargill, Bunge und ADM, kein Soja zu kaufen, das aus nach 2008 gerodeten Gebieten stammte. Mehrere Studien haben in den letzten Jahren belegt, dass das Moratorium zur Erhaltung des Amazonas beigetragen hat. Laut einer Untersuchung aus dem Jahr 2020 im Fachjournal Nature Food trug die Vereinbarung maßgeblich zur deutlichsten Verminderung der Abholzung im brasilianischen Amazonas von 2003 bis 2016 bei. Unterstützt von Sojabauern sowie den meisten Abgeordneten und Bürgermeistern von Mato Grosso, reduziert das neue Gesetz Steuervergünstigungen für Unternehmen, die sich an Abkommen beteiligen, welche die landwirtschaftliche Expansion in legal abholzbare Gebiete einschränken. Gouverneur Mauro Mendes unterzeichnete das Gesetz am 24. Oktober. Es tritt am 1. Januar 2025 in Kraft, wobei die genauen Vorschriften noch ausstehen. Das Gesetz besagt, dass nur der illegal abgeholzte Bereich eines Betriebs vom Verkauf ausgeschlossen wird. Aber die Experten warnen, dass eine derart präzise Überwachung technisch kaum möglich sei. Das Moratorium hingegen verbietet den Verkauf von Erzeugnissen von Grundstücken, die nach 2008 abgeholzt wurden, vollständig, unabhängig davon, ob die Abholzung legal erfolgte. Befürworter des neuen Gesetzes kritisieren, dass die 2008 gesetzte Grenze des Moratoriums strenger als das brasilianische Recht ist, welches die Abholzung von bis zu 20% eines großen ländlichen Grundstücks im Amazonas erlaubt. Lucas Costa Beber, der Präsident der Sojaproduzenten von Mato Grosso, betonte, sie würden solange nicht ruhen, bis das Moratorium keinen Produzenten mehr schade. Umweltorganisationen und die Vereinigung der führenden Soja-Handels- und -Verarbeitungsunternehmen lehnen das Vorgehen in Mato Grosso ab. „Das Gesetz stellt einen Rückschritt dar“, so Bernardo Pires, Nachhaltigkeitsdirektor der brasilianischen Vereinigung der Pflanzenölindustrie (Abiove), die das Moratorium unterstützt. „Unternehmen, die sich zur Nachhaltigkeit bekennen, sollten doppelt so viele Vorteile erhalten, anstatt diese zu verlieren.“