Ein neuer Bericht von Amnesty International erhebt schwere Vorwürfe gegen die nigerianische Polizei bezüglich ihres Vorgehens gegen Proteste im August. Laut der Menschenrechtsorganisation kam es während der Demonstrationen, die sich gegen die drastische Erhöhung der Lebenshaltungskosten richteten, zu einem exzessiven Einsatz von Gewalt. Dabei sollen mindestens 24 Menschen ums Leben gekommen sein. Die landesweiten Proteste, bekannt als '#10DaysOfRage', stellten die größten Unruhen in Nigeria seit Oktober 2020 dar. Auf eine Anfrage zum Amnesty-Bericht reagierte die nigerianische Polizei bislang nicht. Bereits im August hatten sie Vorwürfe der tödlichen Gewaltanwendung zurückgewiesen und erklärt, dass sieben Menschen ihr Leben verloren hätten. In speziellen Fällen wurden die Todesfälle unterschiedlichen Ursachen zugeschrieben, darunter ein Sprengsatz, der von mutmaßlichen Boko-Haram-Extremisten deponiert worden sei. Der Rest sei auf einen Unfall und eine weitere Gewaltanwendung durch einen örtlichen Wachmann zurückzuführen. Die Regierung, die bereits im Vorfeld die Bürger aufgefordert hatte, den Protesten fernzubleiben, hat diese Vorfälle bisher nicht kommentiert. Amnesty International untermauert seine Vorwürfe mit Beweisen aus Video- und Fotomaterial, Sterbeurkunden und Augenzeugenberichten und fordert eine transparente Untersuchung der Vorfälle. Im Zuge der internationalen Kritik wurden Anfang des Monats mindestens 30 während der Proteste inhaftierte Minderjährige freigelassen. Nigeria kämpft derzeit mit der schlimmsten Teuerung seit einer Generation. Wirtschaftliche Reformen von Präsident Bola Tinubu, darunter die Streichung von Benzin- und Stromsubventionen sowie die Abwertung der Landeswährung, haben die wirtschaftliche Lage der Bevölkerung weiter verschärft.